"Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt noch ein Visum habe", sagt Schwester Pat Fox und lächelt. Seit Beginn des Streits um ihre Aufenthaltserlaubnis im April lebt die 71-jährige Australierin in einem Gästehaus ihres Ordens in Project 3, einem Viertel der unteren Mittelklasse in Quezon City.
"Die Einwanderungsbehörde hat nie Gründe für den Ausweisungsbeschluss genannt. Sie hat lediglich auf Facebookbilder verwiesen. Darauf stehe ich hinter einem Transparent mit der Forderung, alle politischen Gefangenen im Land freizulassen."
Ausweisung wegen "illegaler politischer Aktivitäten"
Diese Bilder hat offenbar auch Präsident Rodrigo Duterte gesehen, dem der Umgang mit Kritik bekanntermaßen schwerfällt und der rigoros gegen Gegner vorgeht. Persönlich ordnete er die Ausweisung der Ordensfrau wegen "illegaler politischer Aktivitäten" an - die Einwanderungsbehörde, die sich erklärtermaßen als "alter ego" des Präsidenten versteht, gehorchte.
Fox, Oberin des Ordens "Sisters of Our Lady of Sion", war wegen der Teilnahme an einer "politischen Demonstration" festgenommen und für eine Nacht inhaftiert worden. Sie war Mitglied einer Faktenfindungsmission philippinischer und internationaler Menschenrechtler, die sich ein Bild der Menschenrechtslage auf der Insel Mindanao machen wollte, über die Duterte im Mai 2017 das Kriegsrecht verhängt hatte.
"Sie wollten mich sofort abschieben", berichtet Fox. "Aber sie haben nicht damit gerechnet, dass ich mich wehre und an die Öffentlichkeit gehe." Seitdem werden Visumsanträge verschleppt, abgelehnt, mit Ausweisungsbeschlüssen beantwortet. Die Anwälte der Ordensfrau überziehen die Einwanderungsbehörde ihrerseits mit Eingaben, Widersprüchen und Berufungen.
Schwester Pat lässt sich Mund nicht verbieten
Den Mund lässt sich Schwester Pat trotzdem nicht verbieten. So stand ihr Name zuletzt unter einem Aufruf katholischer Gruppen zur Teilnahme an dem "Marsch gegen die Diktatur" gegen den immer autoritärer herrschenden Duterte am 21. September in Manila.
Die Tochter einer Arbeiterfamilie aus Melbourne hatte als junge Frau zunächst in einer Bank gearbeitet, engagierte sich in Solidaritätsgruppen für die Philippinen, stritt für Frauenrechte, kümmerte sich um Straßenkinder, trat 1969 in den Orden ein. Durch ihr Engagement für sozial Benachteiligte lernte sie die Befreiungstheologie schätzen und fühlte sich zudem von einem anderen Markenzeichen der 69er-Generation angezogen: dem Marsch durch die Institutionen. "Ich habe Jura studiert, um das System kennenzulernen", sagt sie.
Schwester Pat beschreibt sich selbst als "zurückhaltend und bescheiden". Für Fotos zupft sie trotzdem schnell ihr T-Shirt zurecht, fährt sich durch das sportlich kurzgeschnittene Haar, wünscht sich "Photoshop gegen die Falten" herbei. Was die Zurückhaltung angeht: Auch, wenn sie eigenen Angaben zufolge, bei Demonstrationen nie in der ersten Reihe stand, gehörte sie in der Vergangenheit sicher nicht zu denen, die soziale Gerechtigkeit nur durch Beten erreichen wollten. Egal ob als Exekutivsekretärin der "Rural Missionaries of the Philippines" oder in ihren diversen anderen Positionen.
Bischofskonferenz hält sich zurück
Schwester Pat erfährt auf den Philippinen viel Unterstützung in ihrem Kampf gegen ihre Ausweisung. "Ich bin wohl derzeit die bekannteste Frau hier", sagt sie lachend. Der Verband der katholischen Orden steht hinter ihr, #handsoffsrpat ("Hände weg von Schwester Pat") heißt es auf Twitter und Facebook.
Und die Philippinische Bischofskonferenz? Patricia Fox grinst und sagt: "Sie denkt zu sehr an den Ruf der Institution. Zudem ist der Vorsitzende aus Davao." Erzbischof Romulo Valles von Davao gilt als Freund des Familienclans der Dutertes, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Millionenstadt herrscht.
Schwester Pat ist eine mutige Frau. Das stellt sie auch mit einem Eingeständnis über ihren Seelenzustand unter Beweis. "Natürlich habe ich Angst. Aber davon ich lasse mich nicht unterkriegen."