In einer am Montag in Wien veröffentlichten Erklärung fordern die 16 beteiligten Kirchen eine soziale Völkergemeinschaft, in der "die Würde eines jeden Menschen gewährleistet ist". Abzulehnen sei ein Europa, "das zur Festung ausgebaut wird". Stattdessen müsse mehr für Geflüchtete und deren Integration getan werden. Der Aufruf ist mit Blick auf die aktuelle EU-Ratspräsidentschaft Österreichs sowie auf die Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai 2019 veröffentlicht.
"Ungeist des Nationalismus"
Eindringlich wird in der Erklärung vor dem "Ungeist des Nationalismus" gewarnt. Mit nationalistischen Entwicklungen gehe der Rückbau demokratischer Errungenschaften und die Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten einher. Erforderlich sei eine Europäische Union, in der Bürger "ein hohes Maß an Mitbestimmung haben, das auf Gewaltenteilung, Transparenz, Pressefreiheit und einer starken Zivilgesellschaft beruht", hieß es. Es sei Aufgabe der EU, Regierungen zu sanktionieren, die gegen die Einhaltung demokratischer Grundwerte verstoßen.
Weiter zeigt sich der ÖRKÖ besorgt angesichts von Armut und Obdachlosigkeit, zunehmender Ausgrenzung von Menschen und großer Wohlstandsunterschiede innerhalb der EU und einzelner Länder. All dies weise darauf hin, dass die Aufgabe, eine solidarische Gemeinschaft zu bilden, bislang nicht verwirklicht sei. Soziale Konfliktstoffe bedrohten das Miteinander und stellten eine Belastung für Europas Zukunft dar.
"Aktiv mitgestalten"
Der Ökumenische Rat der Kirchen ruft die Christinnen und Christen auf, die Europäische Union "im Geist der Solidarität, der Geschwisterlichkeit und der Freiheit aktiv mitzugestalten". Bei der EU-Wahl im Mai sollten sie die genannten Aspekte in ihre Entscheidungsfindung einbeziehen.
Dem ÖRKÖ gehören derzeit 16 Kirchen an, darunter die Altkatholische, Anglikanische, römisch-katholische Kirche, die evangelische Kirche sowie evangelische Freikirchen und mehrere orthodoxe Kirchen.