Zum 125. Todestag von Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Er blieb stets ein Suchender

Ob "Nussknacker", "Pathetique" oder "Schwanensee" – viele Werke von Pjotr Iljitsch Tschaikowski sind auch musikalischen Laien ein Begriff. Der Erfolg allerdings stellte sich erst spät in seinem Leben ein.

Autor/in:
Andreas Laska
"Schwanensee" ist heute weltberühmt  / © Alina Novopashina (dpa)
"Schwanensee" ist heute weltberühmt / © Alina Novopashina ( dpa )

Seine Musik ist aus Konzertsälen und Opernhäusern nicht mehr wegzudenken. Wie kaum ein anderer Komponist gilt er als Idealtypus des russischen Romantikers. Als Mensch aber war er ein Zweifler, ein Zerrissener im ewigen Kampf mit sich und der Gesellschaft: Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Am 25. Oktober jährt sich sein Todestag zum 125. Mal.

Früh übt sich 

Schon als Vierjähriger nahm Tschaikowski Klavierunterricht – doch Musik schien für ihn zunächst nur ein willkommener Zeitvertreib. Sein Vater, ein Bergbauingenieur aus der Industriestadt Wotkinsk, sah für ihn die Beamtenlaufbahn vor und schickte ihn schon im Alter von zehn Jahren an die Kaiserliche Rechtsschule nach Sankt Petersburg. Nach deren Abschluss trat der nun 19-Jährige 1859 eine Stelle im Justizministerium an. Doch die Musik ließ den jungen Mann nicht los.

Zum Entsetzen seiner Familie hängte er nach nur zwei Jahren die Juristerei an den Nagel und trat ins Sankt Petersburger Konservatorium ein. Mit ungeheurem Elan widmete er sich seinen Studien, um dereinst als erfolgreicher Komponist sein Auskommen zu finden.

War Tschaikowski  schwul?

Der Weg dorthin allerdings erwies sich als steinig. Völlig mittellos wechselte Tschaikowski 1866 nach Moskau, wo er bei einem Bruder seines Lehrers Anton Rubinstein Unterschlupf fand. Zwar besorgte ihm dieser eine Anstellung als Dozent am örtlichen Konservatorium - mit seinen ersten Kompositionen aber fand der Endzwanziger wenig Anklang.

Selbstzweifel plagten ihn. Zudem litt er unter seiner homosexuellen Neigung.

Tschaikowski in Sorge

Und doch komponierte Tschaikowski ohne Unterlass: In wenigen Jahren nur entstanden drei Symphonien, ein Klavierkonzert und zwei Opern, zudem Klavier- und Kammermusik. Die Stücke wurden mal mehr, mal weniger erfolgreich uraufgeführt – den großen Durchbruch aber brachten sie alle nicht.

Selbst "Schwanensee", das heute weltberühmte Ballett, fiel bei der Erstaufführung durch. Geldsorgen waren die Folge. Privat kämpfte Tschaikowski weiter mit seiner Homosexualität, suchte sein Heil schließlich in einer Ehe – doch das Paar trennte sich nach nur drei Monaten. Der mittlerweile 37-Jährige war an einem Tiefpunkt angelangt.

Die Seele war nicht stark genug für einen festen Glauben

Auch im Glauben fand Tschaikowski keinen Trost. Zwar besuchte er regelmäßig die Messe – doch oft hielt er es nicht bis zum Ende aus.

"Es gelingt mir nicht, genug Stärke in meiner Seele zu finden, um einen festen Glauben zu entwickeln", schrieb er an seine Gönnerin Nadeschda von Meck. Er sei hin- und hergerissen zwischen traditioneller Religion und Argumenten der Aufklärung. Dennoch blieb Tschaikowski immer ein Suchender, wie er einmal seinem Komponistenkollegen Mily Balakirev gestand: «Mehr denn je strebe ich danach, Friede und Halt in Christus zu finden.»

Endlich geht es bergauf

Um 1880 dann ging es langsam bergauf für Tschaikowski. Seine Opern "Eugen Onegin" und "Mazeppa", seine beiden Klavier- und sein Violinkonzert brachten endlich die ersehnte Anerkennung. 1884 erhielt er gar vom Zaren den begehrten Wladimir-Orden. Zudem entdeckte Tschaikowski sein Talent als Dirigent. Ausgedehnte Konzerttourneen führten ihn nach Deutschland und Österreich, Frankreich und England, 1891 schließlich auch in die USA.

Weitere Werke entstanden, die bis heute untrennbar mit Tschaikowskis Namen verbunden sind: die Oper "Pique Dame", die 5. und 6. Sinfonie ("Pathetique"), schließlich die Ballette "Dornröschen" und "Der Nussknacker".

Hat Tschaikowski sich selbst getötet?

Doch glücklich machte Tschaikowski das alles nicht. Spuren von Todessehnsucht finden sich denn auch in einigen seiner späten Werke.

"In Gesellschaft Fremder war er wie gewöhnlich nervös und erregt, später erschöpft und welk", notierte sein Bruder Modest, der ihn im Oktober 1893 auf ein Gastspiel nach Sankt Petersburg begleitete, wo der Komponist überraschend starb. So verwundert es nicht, dass bis heute das Gerücht kursiert, der Komponist habe sich mit Arsen selbst vergiftet. Wahrscheinlicher ist hingegen eine Ansteckung mit der Cholera, die damals in der Stadt an der Newa grassierte.


Quelle:
KNA