Zusammenstöße an der Jerusalemer Grabeskirche

Protest gegen Restaurierung einer Kapelle

An der Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt ist es am Mittwochmorgen zu Zusammenstößen zwischen israelischen Polizisten und Christen gekommen. Bei einem Festgenommenen könnte es sich  um einen koptisch-orthodoxen Priester handeln.

Grabeskirche Jesu / © Atef Safadi
Grabeskirche Jesu / © Atef Safadi

Nach Polizeiangaben versuchten mehrere Dutzend Personen, Arbeiter der Israelischen Antikenbehörde (IAA) am Betreten der heiligen Stätte zu hindern. Mehrere Menschen wurden demnach von der Stätte entfernt, eine Person wurde festgenommen. Die Menge habe den Anweisungen der Polizei nicht Folge geleistet. Ferner sei es zu Übergriffen auf die Polizisten gekommen. Die Polizei warnte den Klerus vor einer Störung der öffentlichen Ordnung und rief dazu auf, den Einsatzkräften zu gehorchen und sich an die Gesetze zu halten.

Palästinensischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen koptisch-orthodoxen Priester. Die koptisch-orthodoxe Kirche hatte nach Angaben des Generalsekretärs des "Jerusalem Inter-Church Center", Yousef Daher, am Mittwochmorgen zu einem Sitzstreik aufgerufen. Damit protestierte sie gegen die von Israel angeordnete Restaurierung einer Kapelle. Der bauliche Zustand der seit Monaten gesperrten Kapelle sei von Israel als eine Gefahr für die Sicherheit der Pilger und Besucher eingestuft worden, bestätigte ein verantwortlicher Franziskaner vor Ort gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Gegen Renovierung protestiert

Die Kapelle ist Teil des "Deir al-Sultan"-Klosters, das sich über das Dach der Grabeskirche sowie einen Seitenflügel erstreckt. Die koptisch-orthodoxe und die äthiopische Kirche streiten seit Jahrzehnten um dessen Eigentums- und Nutzungsrechte. Die umstrittene Kapelle wurde laut Daher in den 1970er Jahren durch ein israelisches Gericht den Äthiopiern zugesprochen.

Das koptisch-orthodoxe Patriarchat hatte am Dienstagabend in einem Facebook-Beitrag gegen die Renovierung protestiert. Israel führe die Arbeiten ohne Zustimmung der Kopten durch und verletze damit deren Rechte. Hanna Issa, Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für christliche Angelegenheiten und Generalsekretär des islamisch-christlichen Rats für Jerusalem der palästinensischen Autonomiebehörde, kritisierte laut Medien das israelische Vorgehen.

Sofortige Intervention

Als besetztes Gebiet falle die Altstadt Jerusalems nicht in die Zuständigkeit Israels. Der Rat rief die christliche Welt zu sofortiger Intervention auf, um die Besatzungsmacht Israel am Zugang zum Kloster unter dem Vorwand von Restaurierungsarbeiten zu hindern und für die palästinensischen Rechte auf Souveränität über ihr Land einzustehen.

Der israelische Sender "Arutz Scheva" hatte Anfang Oktober berichtet, Israels Innenministerium stelle für die Renovierung der Kapelle umgerechnet rund 92.000 Euro zur Verfügung. Der stellvertretende Bürgermeister Dov Kalmanowitsch kritisierte den Entscheid als absurd. In Zeiten, in denen es nicht ausreichend Geld für die Renovierung von Synagogen gebe, trete Israel die Grundwerte des Judentums mit Füßen und finanziere Häuser des Götzendienstes.


Quelle:
KNA