Iren stimmen offenbar für Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes

"Größtenteils überflüssig"

Bei einer Befragung haben sich offenbar rund 70 Prozent der Iren dafür ausgesprochen, das Blasphemiegesetz abzuschaffen. Die Gesetzesklausel von 1937 stellt Gotteslästerung unter Strafe – und sorgte vor drei Jahren für Aufsehen.

Grabsteine mit Rundkreuzen in Irland / © Jens-Christof Niemeyer (epd)
Grabsteine mit Rundkreuzen in Irland / © Jens-Christof Niemeyer ( epd )

Die Iren haben ersten Nachwahlbefragungen zufolge für eine Abschaffung des Blasphemiegesetzes gestimmt. Laut den vom Fernsehsender RTE und der "Irish Times" durchgeführten Befragungen sprachen sich rund 70 Prozent der Wähler bei dem Referendum am Freitag für die Streichung der Gesetzesklausel von 1937 aus der irischen Verfassung aus, die Gotteslästerung unter Strafe stellt. Mit offiziellen Ergebnissen wird am Samstagabend gerechnet.

Die katholische Bischofskonferenz in Irland hatte Anfang des Monats deutlich gemacht, dass sie sich nicht für den Erhalt des "größtenteils überflüssigen" Gesetzes stark machen werde. Solche Gesetze würden in anderen Ländern häufig genutzt, "um Gewalt und Unterdrückung von Minderheiten zu rechtfertigen", hieß es in einer Stellungnahme der katholischen Kirche zum Thema.

Gesetz soll christlichen Glauben vor Verächtlichmachung schützen

Das Blasphemie-Gesetz in der irischen Verfassung soll seit 1937 den christlichen Glauben vor Verächtlichmachung schützen. Zusätzlich hatte die irische Regierung 2009 ein erweitertes Gesetz gegen Gotteslästerung eingeführt, das «grob missbräuchliche oder beleidigende Aussagen» mit Bezug auf «heilig gehaltene Angelegenheiten einer jeden Religion» unter Strafe stellte. Seither sind allerdings keine einschlägigen Verurteilungen bekanntgeworden.

Für Aufsehen sorgte allerdings die Anzeige einer Privatperson gegen den Fernsehstar Stephen Fry. Dieser hatte 2015 in einem Interview die Frage gestellt, wie er einen «launischen, gemeinen, dummen Gott respektieren» solle, der eine «Welt geschaffen hat, die so voller Ungerechtigkeit und Leid» sei. Mit Verweis auf Krankheiten wie Knochenkrebs bei Kindern sagte er, dass ein Universum, das angeblich von einem solchen Schöpfer erschaffen worden sei, das Werk eines «Wahnsinnigen» sein müsse. Das Verfahren wurde 2017 eingestellt mit der Begründung, es seien die Rechte von niemandem verletzt worden.


Quelle:
KNA