DOMRADIO.DE: Manche Babys sterben unter der Geburt, andere Mütter müssen ein Baby gebären, dass schon im Mutterleib gestorben ist. Was können Sie in so einer Situation für diese Mütter tun?
Petra Friese (Vorsitzende des Vereins "Stille Geburten e.V.", Rommerskirchen): Wir können vor der Geburt begleiten, während und auch nach der Geburt da sein und Informationen geben. Wir helfen den Frauen sowie deren Partner, die ein totes Kind oder ein todgeweihtes Kind zur Welt bringen müssen. Wenn eine Diagnose gestellt wird, das ein Kind nach der Geburt versterben wird, wird den betroffenen Müttern oft zu einem Spätabbruch der Schwangerschaft geraten.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie bereiten die Eltern mental darauf vor, wie geht das?
Friese: Vor allen Dingen versuchen wir Ruhe in die Situation zu bekommen und die Eltern auf ihrem weiteren Weg zu bestärken. Durch unseren Verein soll auch die ganze Familie gestützt werden. Und so machen wir uns zusammen auf den Weg in Richtung Heilung. Es geht auch darum, sich von dem tot geborenen Baby zu verabschieden, zu trauern. Da bleibt normalerweise in Krankenhäusern nicht allzu viel Zeit.
Manche Eltern wollen das Baby gar nicht sehen, einige brauchen viel Zeit. Wenn man sie aber gut darauf vorbereitet, dann können sie ihr Kind auch anschauen. Und das finde ich sehr wichtig.
DOMRADIO.DE: Welche Fragen stellen sich Eltern in so einer Situation noch? Welche Art von Hilfe können sie gebrauchen?
Friese: Oftmals ist es so, auch in meinem aktuellen Fall, den ich gerade begleitet habe, dass die Frauen sehr oft von ihren Fehlgeburten und Totgeburten erzählen möchten. Das Umfeld kann das schwer ertragen und wir hören es uns einfach an. Sie haben auch oft die Frage, ob ein weiteres Kind gesund zur Welt kommen kann. Wir versuchen dann einfach Zuversicht zu geben. Ich kann versuchen, die Angst mitzutragen und sie darin zu bestärken, dass dieses Kind jetzt gesund zur Welt kommt.
DOMRADIO.DE: In der Kirche St. Peter in Rommerskirchen gab es heute einen Gottesdienst, der den totgeborenen Kindern gewidmet wurde. Ist das ein offenes Angebot?
Friese: Ja, genau. Eingeladen sind eigentlich immer alle Menschen, die ein Kind verloren haben. Dazu auch Bekannte oder Freunde – also bewusst auch das Umfeld. Ebenso auch Paare, die ein Kind möchten, aber keines bekommen können. Die totgeborenen Kinder sind ja Kinder, die nicht da sind. Der Wunsch nach ihnen ist aber vielleicht trotzdem nicht erfüllt worden.
Auch ältere Menschen kommen, die vielleicht vor 20, 30 oder 40 Jahren eine Fehlgeburt hatten. Denn damals war das noch mehr ein Tabuthema, als es heute leider manchmal noch ist. Wir hatten die Situation, dass beim Gottesdienst im letzten Jahr ein älteres Ehepaar auf uns zugekommen ist. Sie haben gesagt, sie können jetzt endlich darüber reden und fühlen sich ein Stück weit befreit. Der Gottesdienst wird auch besonders gestaltet. Wir lassen während des Gottesdienstes Ballons fliegen, damit sind Wünsche verbunden, die gen Himmel geschickt werden können. Es sollen die Fürbitten sein, einige werden auch laut gesprochen. Das ist immer ein sehr schöner und sprechender Moment im Gottesdienst.
Das Gespräch führte Dagmar Peters.