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Für jeden war an diesem Abend etwas dabei: für die Liebhaber von Standard-Tanz, aber auch für diejenigen, die eher Freistil bevorzugen. Sogar Tanzmuffel oder diejenigen, die es gerne ruhiger angehen und anderen beim Tanzen am liebsten zuschauen, kamen auf ihre Kosten. Denn auch zu sehen gab es genug – angefangen bei der Garderobe. Hatten die einen den für eine abendliche Tanzveranstaltung verbindlichen Dresscode beherzigt – sie erschienen in Abendkleid und Smoking mit Fliege – hatten andere ein eher lässiges Outfit gewählt.
Auch die Musik bot für jeden Geschmack das Passende: langsamen Walzer und Samba genauso wie kölsche Lieder und Disco-Hits aus den 80zigern, die bis in die Nacht das Foyer des erst kürzlich eingeweihten Erzbischöflichen Berufskollegs an der Berrenrather Straße in Köln in eine große Tanzfläche für alle Generationen verwandelten.
Darf ich bitten?
"Wir hoffen, hier einmal richtig tanzen zu können", sagt Hans-Karl Krey, der mit seiner Frau Anke seit sieben Jahren dieses sportliche Hobby teilt und es bei den Tanzkursen bereits bis zum "Gold Star 2" geschafft hat. Es gebe außerhalb des Karnevals, wo es ja leider immer recht eng und laut zugehe und Tanzen dann mehr in Hopsen ausarte, leider nur selten Gelegenheit, das Gelernte auch anzuwenden. Die beiden freuen sich daher auf den klassischen langsamen Walzer oder auch mal eine Rumba, ihren Lieblingstanz – ganz nach dem Motto: Darf ich bitten?
Isabelle Rhine und Tabitha Schwabe sind gleich mit einer ganzen Gruppe von Neuss nach Köln gekommen. Schwabe hat gerade ihren ersten Tanzkurs absolviert und will die Einladung des DJK-Sportverbandes Köln in Kooperation mit dem Erzbistum, dem Kölner Katholikenausschuss, dem Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln, dem evangelischen Stadtkirchenverband und dem Erzbischöflichen Berufskolleg in Köln-Sülz mit ihrem Partner zum Üben nutzen. Auch Valentina Kislich und Tochter Alexandra gehören zu der Runde, die an einem Stehtisch ein Glas Sekt und das "Flying buffet" genießt. "Ich wusste nicht, was ich mir unter ‚kirche.tanzt’ vorstellen sollte. Nun lass ich mich überraschen und tanze auch solo, wenn die Musik passt", sagt Kislich.
Mit dem Arbeitskollegen das Tanzen üben
Auch Patricia Schmitz hat ihre Mutter mit dabei. "Es ist eine Gelegenheit für einen Mutter-Tochter-Abend, an dem wir mal etwas Gemeinsames unternehmen", erklärt die 19-Jährige, die sich für den Anlass sichtlich chic gemacht hat. Außerdem könne man gleichzeitig dieses neue Gebäude mit seiner besonderen Architektur kennenlernen, meint ihre Mutter und bewundert den außergewöhnlichen Raumeindruck der neuen Schule.
Clarissa Rauschenberger aus der Personalabteilung des Generalvikariates setzt ebenfalls auf einen "schönen Abend", an dem sie in Schwung kommen will. Mit ihrer festlichen Garderobe will sie ein Zeichen setzen. "Ein langes Kleid gehört für mich zu einem solchen Ereignis unbedingt mit dazu", begründet die geübte Tänzerin ihre Wahl. Mit Lukas Puschmann, den sie bei der Arbeit kennengelernt hat und der ebenso ambitioniert tanzt wie sie, möchte sie nun ausprobieren, ob es jenseits von Schreibtisch und Akten auch im Gleichschritt auf der Tanzfläche funktioniert. "Wir haben noch nie zusammengetanzt, ich bin aber zuversichtlich, dass wir das hinbekommen", lacht die junge Frau, nicht ohne mit einem schmunzelnden Seitenblick auf ihren Begleiter zu betonen, dass es beim Tanzen nun mal der Mann sei, der führe.
Auch die DOMRADIO.DE-Bigband ist dabei
Auf einen "beweglichen Mann" im Team setzen an diesem Abend auch die PGR-Kolleginnen Gertrud Schläger und Barbara Weber aus der Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt aus Holweide, die sich mit Pfarrvikar Jürgen Martin bei dieser Bistumsveranstaltung eher eine Anregung für die eigene Gemeinde holen wollen. "Wenn uns die Idee überzeugt, kommen wir beim nächsten Mal mit einer größeren Gruppe hierher. Oder aber wir schauen, ob sich das Konzept von ‚kirche.tanzt’ nicht auch bei uns zuhause umsetzen lässt."
Schläger juckt es jedenfalls in den Beinen, als die DOMRADIO.DE-Bigband mit den ersten Kostproben ihres Könnens zum Tanz aufspielt. Nicht ausgeschlossen, dass auch sie später mal ein Tänzchen wage, sagt die 66-Jährige und wiegt sich zu den mitreißenden Rhythmen des 18 Mann starken Ensembles.
Ruhige Ecke in der oberen Etage
Mit "kirche.tanzt" gleichzeitig auch ein Forum für Multiplikatoren zu schaffen, ist ganz im Sinne von Volker Lemken, Geschäftsführer des DJK. Seit zehn Jahren gebe es nun schon "kirche.kickt" und "kirche.läuft". Nun wolle man mit der neuen Idee auch in gesellschaftliche Bereiche vordringen, die bei den längst etablierten Aktionen bislang nicht im Blick waren. "Wir holen heute Abend die Leute aus ihren evangelischen und katholischen Ecken und bringen Menschen miteinander zusammen, die sich sonst nicht begegnen würden", argumentiert Lemken. Ihn freut, dass offensichtlich eine Menge kirchlicher Mitarbeiter aus sehr unterschiedlichen Dienststellen, Verbänden und Vereinen das Anliegen, gemeinsam zu tanzen, ähnlich "charmant" finden wie er.
Zu dem Konzept- und Orga-Team gehört auch Dr. Burkhard Knipping, Referent in der Ehe- und Beziehungspastoral des Bistums. Er bietet im Verlauf des Abends auf der ersten Etage einen "Ort des Rückzugs" an, wo die Besucher in einer Nische mit gedämmtem Licht ganz nebenbei Anregungen für ihre Beziehungen oder Partnerschaft bekommen können. Neben einem Filmangebot besteht auch die Möglichkeit, kreativ zu werden und sich von einer Kartensammlung mit Aussagen von Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben "Amoris laetitia" zur Niederschrift eigener Gedanken inspirieren zu lassen.
Tanzen bedeutet Freude an Gemeinschaft
Die Holzskulpturen von Ralf Knoblauch – ein Paar mit Krone – sollen die Gäste ebenfalls dazu animieren, über ihre Beziehung miteinander ins Gespräch zu kommen und sich einmal mehr der von Gott zugesprochenen Würde bewusst zu werden. Was ihnen dazu in den Sinn kommt, können sie als Notizen dem Netzwerk hinzufügen, das der Theologe dafür vorgesehen hat. "Diese Veranstaltung lebt vom Tanzen, aber natürlich geht es auch um Lebensfreude und darum, miteinander Spaß zu haben", sagt er. Tanz stehe in enger Verbindung mit Freude an Gemeinschaft und am Menschsein. Dazu setze "kirche.tanzt" zusätzliche Akzente aus christlicher Spiritualität.
In einem neckischen Schlagabtausch spielen Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Rolf Domning in ihrer gemeinsamen Begrüßung die vielen Facetten und Optionen durch, die ein Tanz zu zweit – nicht zuletzt auch für Ökumene-Partner – so haben kann: als Taumeltanz, Ausdruckstanz, Narrentanz, Gesellschafts- oder auch Freudentanz. "Wir hüten uns, ums goldene Kalb zu tanzen. Und manch einem Mächtigen tanzen wir auf der Nase herum", formulierte Domning humorig Zweideutigkeiten.
Anerkennung für die kirchliche Arbeit der Anwesenden
"Unsere Pfarrer", hob dagegen Kleine an – "und Pfarrerinnen", fuhr ihm scherzhaft gleich der protestantische Mitbruder in die Parade – "und Ehrenamtler beweisen viel Taktgefühl, wenn sie Menschen begleiten. Sie beherrschen den ausgelassenen und ergreifenden Tango genauso wie den festlichen Walzer im Dreivierteltakt. Sie können Discofox, Foxtrott und Square Dance. Sie üben sich klassisch und modern", blieb Kleine im Bild und bedachte anerkennend die Arbeit aller Anwesenden dann doch mit ernsterem Unterton.
"Wir brauchen solche Initiativen von Kirche, mit denen sie einmal aus ihrem zementierten Klischee ausbricht", betonte Hannelore Bartscherer, die als ehemalige Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses noch an der Konzeptentwicklung zu dieser Veranstaltung beteiligt war. "Wir wollen andere Kreise ansprechen, eine neue Weite suchen. 'kirche.tanzt' bedeutet, dass wir uns in Bewegung setzen – in unseren unterschiedlichen Gemeinschaften, mit unseren unterschiedlichen Lebensentwürfen und in unterschiedlichen Rhythmen."