Pädagogische Woche des Erzbistums Köln zum Thema Sterben

Leben in der Erwartung des Todes

Leben Menschen eigentlich anders, weil sie wissen, dass sie irgendwann sterben werden? Und wie sieht es speziell bei Christen aus? Die "Pädagogische Woche 2018" im Erzbistum Köln möchte dieses Thema verstärkt in die Schulen bringen.

Schüler im Unterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Schüler im Unterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ja, ist es denn wirklich so? Leben wir Menschen eigentlich anders, weil wir wissen, dass wir irgendwann sterben werden? Was würden Sie für sich darauf antworten?

Christoph Westemeyer (Leiter der schulischen Religionspädagogik und der katholischen Bekenntnisschulen im Erzbistum Köln): Im besten Fall müsste es eigentlich genau so sein. Genau das unterscheidet uns ja von anderen Lebewesen – zum Beispiel von Tieren –, dass wir um unsere eigene Endlichkeit wissen. Das tut kein anderes Lebewesen und kann deshalb sein Leben daraufhin auch nicht anders ausrichten. Menschen müssten es eigentlich tun. Tagtäglich werden wir ja mit der Endlichkeit konfrontiert.

DOMRADIO.DE: Was gibt uns Christen denn der Tod genau zu denken?

Westemeyer: Der Untertitel dieser pädagogischen Woche, der bewusst "Was uns der Tod zu denken gibt" heißt, lautet "Vom Anfang im Ende". Das heißt, eigentlich ist es natürlich ein Ende. Aber für Christen wiederum auch ein Anfang auf ein ewiges Leben hin, auf ein Leben nach dem Tod, der aber dieses Leben weiterhin mitnimmt. Dieses neue Leben ist nicht unabhängig von dem Leben, was wir auf dieser Erde geführt haben. Daran glauben wir Christen mit der Auferstehung.

DOMRADIO.DE: Sie möchten dieses Thema jetzt in die Schulen bringen. Wie kann man das denn den Schülern nahebringen oder Schüler sensibilisieren, genau darüber nachzudenken? Für junge Menschen ist das Thema Sterben meistens ja noch sehr weit weg.

Westemeyer: Soweit weg ist es gar nicht für die Schülerinnen und Schüler. Das hat dann nur ganz andere Ausdrucksformen. Das kann das Haustier sein, das kann aber auch ein naher Verwandter sein, der gestorben ist. Ebenso kann es eine Katastrophe sein, die sie im Fernsehen zur Kenntnis genommen haben oder ein Busunglück ganz in der Nachbarschaft. Das ist ein ganz nahes Thema.

Der Versuch, es in der Schule aufzubereiten, muss natürlich so sein, dass er über diese Erfahrungen geht. Es ist auffällig, dass wir diesmal sehr viele Arbeitskreise haben, die beispielsweise bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern mit Bilderbüchern arbeiten. Es gibt einfach hervorragende Bücher, mit denen man einen Zugang zu Kindern bekommen kann. Aber auch bis in die Oberstufe hinein gibt es Schriften, die man lesen kann, die kommen dann wirklich zur Substanz der Fragestellung.

DOMRADIO.DE: Die "Pädagogische Woche" hat Tradition. Sie möchte alljährlich Themen wie Tod und Auferstehung in die Schule bringen. Welche Erfahrungen machen Sie da? Ist man offen dafür?

Westemeyer: Unbedingt. Wir merken gerade bei diesem Thema, dass da eine hohe Resonanz stattfindet, weil das ein so alltägliches Thema in den Schulen ist. Natürlich ist man immer wieder unsicher und auch beklemmt, wenn man mit diesem Thema konfrontiert wird.

Aber es ist ganz wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen und Angebote machen, wie man in der Schule damit umgehen kann – sei es im Religionsunterricht, sei es in der Schulpastoral, sei es sonst im Schulleben oder gar in Krisen. Es gibt ganz verschiedene Arten und Weisen, wie man damit umgehen muss.

DOMRADIO.DE: Heute also der Auftakt dieser "Pädagogischen Woche". Da feiert der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ein Pontifikalamt in der Kölner Basilika Sankt Gereon. Dabei ist auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und hält einen Vortrag. Wie geht denn die pädagogische Woche weiter?

Westemeyer: Gestatten Sie noch einen Hinweis darauf, warum wir Armin Laschet eingeladen haben, beziehungsweise der Herr Kardinal das getan hat. Da geht es nicht um den Glamourfaktor, sondern es ging darum, wirklich jemanden zu haben, der aus seiner politischen Haltung heraus im christlichen Glauben verankert ist und hier eine Wechselbeziehung deutlich machen will. Er spricht zu diesem Thema. Das ist der Auftakt heute. Er hält heute Nachmittag einen Festvortrag.

Dann geht es aber weiter, dass die einzelnen Schultage nochmal Möglichkeiten bieten, vertieft auf diese Schulform zu schauen – sei es am Mittwoch bei den Grund- und Förderschulen, sei es am Donnerstag bei den Tagen für die Sekundarstufe 1 und 2 und am Freitag für die Berufskollegs. Dann haben wir noch am Dienstag einen eigenen Tag, an dem die freien katholischen Schulen dabei sind. Also Lehrerinnen und Lehrer aller Fächer, die sich mit der Frage beschäftigen: Was ist eigentlich die sogenannte curriculare Eigenprägung katholischer Schulen? Was macht es aus, dass eine katholische Schule anders ist als eine öffentliche Schule?

Schließlich gibt es noch einen eigenen Tag am Freitag, der diese Woche abrundet. Und zwar für die Leiterinnen und Leiter der sogenannten katholischen Bekenntnisschulen, wo nochmal ganz deutlich dieses Thema hervortritt. Dort heißt es nämlich dann: "Und plötzlich ist alles anders. Schule leiten im Angesicht von Tod und Trauer". Insgesamt erwarten wir über 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Das Interview führte Tobias Fricke.


 

Kardinal Woelki ermutigt die Religionslehrer zu einem persönlichen Glaubenszeugnis / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kardinal Woelki ermutigt die Religionslehrer zu einem persönlichen Glaubenszeugnis / © Beatrice Tomasetti ( DR )


 

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet: "NRW steht vor historischen Herausforderungen" / © Federico Gambarini (dpa)
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet: "NRW steht vor historischen Herausforderungen" / © Federico Gambarini ( dpa )
Quelle:
DR
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