Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz betonte am Sonntag in der ORF-Sendung "Hohes Haus": "Das Migrationsproblem ist ein weltweites Problem." Der Glaube, dass Österreich die Herausforderungen allein bewältigen könne, sei "zumindest ein bisschen hinterfragbar". Schönborn fügte hinzu: "Alleine werden wir nichts schaffen. Wir können in einer globalen Welt nur vernetzt mit guten Brücken zu den Nachbarn arbeiten und leben."
Das Übereinkommen soll die internationale Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung in der Migrationspolitik stärken und im Dezember von den UN-Mitgliedstaaten unterzeichnet werden. Neben Österreich lehnen bisher etwa auch die USA und Ungarn den Pakt ab.
Schönborn mahnt Kooperation zwischen Zivilgesellschaft und Staat an
Weiter warnte der Wiener Kardinal vor Unachtsamkeit bei der Sprachwahl. Wenn Worte wie Asyl oder Flüchtling in der öffentlichen Debatte zu einem "Schimpfwort" würden, dann drohe "etwas auf die schiefe Ebene" zu geraten. "Sprache kann sehr leicht zur Tat werden", mahnte Schönborn.
Skeptisch zeigte sich der Kardinal mit Blick auf die Pläne der österreichischen Regierung, für die Rechtsberatung von Asylbewerbern eine eigene Bundesagentur zu gründen und diese damit dem Innenministerium zu unterstellen. Er halte wenig davon, alles in staatlicher Hand zu bündeln, so Schönborn. Es sei "gut bewährte Praxis in Österreich, dass die Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Gruppierungen und Organisationen und der staatlichen Verantwortung als echte Kooperation funktioniert".
Vollversammlung der Bischöfe in Salzburg
Für die Rechtsberatung zeichnen bislang unter anderem kirchliche Organisationen wie die Caritas verantwortlich. Österreichs Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hatte über die geplante Bundesagentur gesagt: "Es wird eine ehrliche Beratung dahingehend geben, dass man vielen von Anfang an sagen muss: Es ist ein sinnloses Unterfangen, was du hier betreibst."
Die österreichischen Bischöfe treffen sich ab diesem Montag im Salzburger Stift Michaelbeuern. Ein Schwerpunkt der bis Donnerstag dauernden Vollversammlung wird die unlängst beendete Jugendsynode im Vatikan sein. Außerdem steht ein "Austausch über die aktuelle gesellschaftliche und kirchliche Situation" auf der Agenda, wie der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, gegenüber Presseagentur Kathpress ankündigte.