Das sagte er am Dienstag im Interview der "Süddeutschen Zeitung". Nach dem Freispruch Asia Bibis durch das oberste Gericht in der vergangenen Woche war es zu gewaltsamen Protesten von Islamisten gekommen.
"Die Regierung hat einfach nicht den Mut, gegen diese Leute vorzugehen, die Bibis Tod fordern", so Yousuf. Mit religiösen Gefühlen werde in Pakistan eben Politik gemacht. Gehe man gegen die islamistischen Gruppen vor, werde sofort behauptet: "Du hast den Islam oder den Propheten beleidigt."
Land in gefährlicher Lage
Man müsse zudem berücksichtigen, dass mehrere Politiker, die sich für die angebliche Gotteslästerin eingesetzt hätten, ermordet worden sein. Nun gebe es eine Fatwa gegen die Richter, die den Freispruch beschlossen hätten. Das komme einem Todesurteil gleich.
"Unser Land ist vergangene Woche in eine sehr gefährliche Lage geraten", sagte der Experte. Sogar der Armeechef befinde sich in Bedrängnis. Ihm werde von den Radikalen vorgeworfen, das Gericht bedrängt zu haben, Asia Bibi freizulassen. Nun sei der Bedrohte sehr darauf bedacht, öffentlich seinen Glauben zu zeigen.
Das verdeutliche, "wie stark die Bewegung gegen Bibi und die obersten Richter ist". Man dürfe in Pakistan als Angehöriger einer Minderheit nicht frei sprechen. Das wisse jeder. Für Christen sei die Lage "besonders schrecklich".
Schutz für Bibi in Deutschland gefordert
Unterdessen forderte der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Brand, Schutz für Bibi in Deutschland. "Obwohl die obersten Richter Asia Bibi Freiheit zugesprochen haben, ist ihr Leben jetzt auf das Höchste bedroht. Es ist Gefahr in Verzug", sagte der Politiker.
Aus dem hoffnungsvollen Urteil für mehr Religionsfreiheit sei eine "dramatische Hiobsbotschaft" geworden. Trotz Aufhebung des Todesurteils wollten radikale Islamisten die mutige Christin wieder in der Todeszelle sehen. "Als verfolgte Christin muss diese mutige Frau zum Schutz auch einen Platz in Deutschland finden können", so Brand.
Asia Bibi war 2009 als erste katholische Frau wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil. Im Juli 2015 ordnete ein Gericht die vorläufige Aussetzung der Vollstreckung der Todesstrafe an.
Das erneute Berufungsverfahren war in den vergangenen Jahren immer wieder verzögert worden. Laut pakistanischen Medien hatten islamistische Hardliner die Richter bedroht. Blasphemie gilt im mehrheitlich islamischen Pakistan als Kapitalverbrechen. In der Praxis werden darunter verächtliche Äußerungen und Taten gegen den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed verstanden.