Bischof Overbeck fordert deutliche Veränderungen in der Kirche

"Vertrauenskrise extremsten Ausmaßes"

Nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie fordert Essens Bischof Franz-Josef Overbeck deutliche Veränderungen in der katholischen Kirche. Diese erlebe "eine Vertrauenskrise extremsten Ausmaßes", sagte der Ruhrbischof in Mülheim an der Ruhr. 

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Harald Oppitz (KNA)
Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen / © Harald Oppitz ( KNA )

Fragen zur Sicht der Kirche auf Homosexualität, Zölibat, Machtmissbrauch und die Rolle der Frau müssten neu gestellt und beantwortet werden, so Overbeck nach Angaben des Bistums vom Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion. An der Diskussion nahmen auch zwei der Autoren der Missbrauchsstudie teil, die die katholischen Bischöfe in Auftrag gegeben hatten. Sie empfahlen der Kirche "ausführliche Auseinandersetzungen" über den Pflicht-Zölibat für Priester und "die Vielfalt sexueller Lebens- und Ausdruckformen". Das "Abdrängen" bestimmter Lebensformen wie der Homosexualität begünstige deren missbräuchliche Ausprägung.

"Wir müssen daran arbeiten, was neuere Erkenntnisse zum Beispiel der Biologie, der Psychologie oder der Medizin ganz real für unsere Kirche bedeuten", sagte der Bischof. "Da stehen wir erst am Anfang." Er forderte, dass Sexualität und Erotik schon in der Priesterausbildung ein intensiveres Thema sein müssten. Für Kleriker sei die Gefahr des Machtmissbrauchs sehr groß.

Mehr auf Priester als auf Opfer geachtet

In der Vergangenheit sei "die Kirche schuldig geworden, weil sie mehr auf die Priester als auf die Opfer geachtet hat", so Overbeck. Heute stehe der Blick auf die Betroffenen im Mittelpunkt sowie die gemeinsame Abstimmung des Vorgehens mit ihnen, erklärte die Präventionsbeauftragte des Ruhrbistums, Andrea Redeker.

Laut der Studie gab es in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe von mindestens 1.670 Priestern. Bei den zwischen 1946 und 2014 erfassten Betroffenen handelte es sich überwiegend um männliche Minderjährige; mehr als die Hälfte war zum Tatzeitpunkt jünger als 14 Jahre.


Quelle:
KNA