Die evangelisch-lutherischen Landeskirchen in Deutschland haben einen neuen leitenden Geistlichen gewählt. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister ist der neue Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Der 56-jährige Theologe war der einzige Kandidat, der am Freitag bei der VELKD-Generalsynode in Würzburg zur Wahl stand. Er erhielt 38 von 45 Stimmen. Meister kündigte an, er wolle "die lutherische Stimme pointiert erheben".
Meister sollte noch am Freitagabend in einem Gottesdienst in sein neues Amt eingeführt werden. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gratulierte Meister zur Wahl. Dieser sei ein leidenschaftlicher Prediger, der die öffentliche Verantwortung genauso ernst nehme wie den seelsorgerlichen Auftrag der Kirche und dem die Ökumene und der Dialog mit dem Judentum wichtig sei, sagte Bedford-Strohm in Würzburg.
"Haltung gegen die Gnadenlosigkeit der Welt"
Meister ist der Nachfolger von Gerhard Ulrich. Ulrich stand der VELKD seit 2011 vor, er wurde erst im vergangenen Jahr für drei Jahre im Amt bestätigt. Da der 67-Jährige im März 2019 als Bischof der evangelischen Nordkirche in den Ruhestand tritt, legte er das Amt als Leitender Bischof der VELKD vorzeitig nieder. Meisters Amtszeit beträgt ebenfalls drei Jahre. Zum stellvertretenden Leitenden Bischof wählten die Delegierten den sächsischen Landesbischof Carsten Rentzing. Er übernimmt das Amt von der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann.
Ulrich bekräftigte am Freitag, wie wichtig es sei, das Profil der lutherischen Kirchen zu stärken - auch in einer Zeit, in der die konfessionelle Bindung immer unwichtiger werde. "Wir sollten nicht zu klein von uns denken«, sagte Ulrich. Es sei zwar wichtig, Rechenschaft über den Bedeutungsverlust abzulegen. Aber Bedeutung hänge nicht allein an Zahlen. Auch sein Nachfolger Meister nannte das Bekenntnis eine "Haltung gegen die Gnadenlosigkeit der Welt". Ob der vielen Gemeinsamkeiten zu seinem Nachfolger in Haltung und Position sprach Ulrich von "einem beruhigenden Abschied".
Meister wurde 2010 als Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zum Nachfolger von Margot Käßmann gewählt und 2011 ins Amt eingeführt. Zuvor war er in Berlin Generalsuperintendent. Seine Laufbahn als Pfarrer begann er 1992. Studiert hat er neben Theologie auch Judaistik, ein Jahr lebte er während des Studiums in Jerusalem. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater von drei Kindern.
Wie kann die Kirche junge Erwachsene stärker einbinden?
Noch bis Samstag beschäftigt sich die Generalsynode mit der Zukunft der VELKD und der Frage, wie die Kirche junge Erwachsene stärker einbinden kann. Meister forderte eine Jugendsynode, die parallel zur Generalsynode tagt. Eine solche Jugendsynode aller lutherischen Landeskirchen könne wichtige Impulse setzen, wie sich die Kirche verändern müsse.
Seit Freitagnachmittag tagt in Würzburg auch die Vollkonferenz der UEK. Die Delegierten beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema "Jugend und Glaube". Der Vorsitzende der Vollkonferenz, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, betonte in seinem Bericht ähnlich wie Meister und Ulrich die konfessionelle Pluralität der Landeskirchen. "Unterschiede zwischen den evangelischen Konfessionen dürfen und sollen bestehen bleiben", sagte Schad.
Am Sonntag beginnt in Würzburg direkt im Anschluss an die Tagungen der VELKD und der UEK die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Seit 2009 tagt die EKD-Synode mit der Generalsynode der VELKD und der Vollkonferenz der UEK im zeitlichen und örtlichen Verbund. Alle Synodalen der EKD-Synode gehören auch zu einem dieser beiden Gremien. Die EKD-Synode beschäftigt sich mit den Themen "Glaube junger Menschen" und "Kirche im digitalen Wandel".