Es sei "jetzt absehbar, dass es mit einer Konsultation weitergeht, ähnlich jener der Apostolischen Konsultation 'Pastor Bonus'», mit der Johannes Paul II. (1978-2005) seine Kurienreform festschrieb. Der Arbeitstitel der neuen Konstitution, "Praedicate evangelium" (dt.: Verkündet das Evangelium), benennt laut Semeraro das Ziel der Reform: sämtliche Organe der Kurie - wie der Kirche überhaupt - noch stärker auf die Verkündigung des Evangeliums auszurichten. Dieses Anliegen habe Franziskus bereits in seinem programmatischen Schreiben "Evangelium gaudium" von 2013 entfaltet.
In seinem Beitrag benennt der Sekretär des Kardinalsrates weniger konkrete organisatorische Maßnahmen der Kurienreform. Stattdessen verweist er auf allgemeine Prinzipien, nach denen die päpstlichen Behörden arbeiten sollen. Dazu zählt Semeraro Subsidiarität und Dezentralisierung - weil die Kurie nicht nur dem Papst, sondern auch den Ortskirchen zuarbeiten solle.
Flexibilität statt Unentschiedenheit
Desweiteren gehe es um Bindung zur Tradition der Kirche, aber auch um Graduierung oder Abstufungen als "Ergebnis notwendiger Unterscheidungen". Dies könne in Einzelfällen auch vorläufige Maßnahmen und Statuten bedeuten - "nicht als Unentschiedenheit, sondern als notwendige Flexibilität, um eine wahre Reform zu erreichen".
Wie aus Kreisen im Vatikan zu hören ist, wird die neue Konstitution wohl erst Anfang des kommenden Jahres veröffentlicht werden. Ende Oktober hatte Papst Franziskus den italienischen Kirchenjuristen Marco Mellino (52) als beigeordneten Sekretär in den sogenannten K9-Rat berufen. Er soll helfen, den Entwurf juristisch zu überarbeiten, den der Rat dem Papst Mitte September übergeben hatte. Das nächste Treffen des Kardinalsrates ist für den 10. bis 12. Dezember vorgesehen.