Im Vorfeld machte der Katholiken-Präsident klar, dass die Bistümer einheitlich vorgehen müssten.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ruft die 27 Bistümer in Deutschland auf, die Prävention gegen sexuellen Missbrauch zu vereinheitlichen. Dabei sollten sie sich an den Bistümern orientieren, die schon jetzt die höchsten Standards hätten, forderte ZdK-Präsident Thomas Sternberg am Freitagmorgen im WDR und im ZDF-Morgenmagazin.
Zu diesen Standards gehört aus seiner Sicht unter anderem, dass alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter regelmäßig an Präventionsschulungen teilnehmen und dass Betreuer von Kindern und Jugendlichen regelmäßig ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Bisher, so Sternberg, sei das Vorgehen der Bistümer bei der Vorbeugung und Aufarbeitung von Missbrauch noch zu uneinheitlich.
Sternberg für Einrichtung einer unabhängigen Kommission
Sternberg forderte deshalb die Einrichtung einer unabhängigen Kommission, die die Umsetzung der von den Bischöfen beschlossenen Regeln kontrollieren soll. Der nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie beschlossene 7-Punkte-Plan könne nur dann helfen, "wenn wirklich alles konsequent umgesetzt wird".
Außerdem rief Sternberg die Bistümer auf, umfassend und transparent mit den Staatsanwaltschaften zusammenzuarbeiten, um eine möglichst unabhängige Strafverfolgung und Aufarbeitung der Taten zu ermöglichen. Viel zu lange habe der Schutz der Institution Kirche im Vordergrund gestanden und nicht der Schutz von Kindern und Jugendlichen.
Kirche zum Vorbild
Das Ziel müsse sein, so Sternberg weiter, das sich künftig andere Gruppen der Gesellschaft bei der Aufarbeitung ihrer eigenen Missbrauchsfälle die Kirche zum Vorbild nehmen könnten - "dass man dann sagt: Wir können hinter das von der katholischen Kirche erreichte Niveau nicht zurückfallen!"
Mit dem Thema Missbrauch beschäftigt sich das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland auch auf seiner Vollversammlung in Bonn am heutigen Freitag. Zeitgleich zieht die Deutsche Bischofskonferenz auf einer Fachkonferenz in Köln eine Zwischenbilanz der kirchlichen Präventionsarbeit. Mitveranstalter sind die Deutsche Ordensobernkonferenz und der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig.
Konsequenzen aus der Studie zum sexuellen Missbrauch
Die deutschen Bischöfe hatten sich zu Wochenbeginn bei der Sitzung ihres Ständigen Rates in Würzburg auf konkretere Konsequenzen aus der Studie zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Priester geeinigt. Dazu gehören unter anderem die Einführung gemeinsamer Standards bei der Personalaktenverwaltung und externe unabhängige Anlaufstellen für Betroffene. Auf den Prüfstand kommt auch das Verfahren zur Anerkennung erlittenen Leids und damit die finanzielle Unterstützung für Opfer.