Kiewer Patriarch wird neue ukrainische Kirche nicht leiten

"Er wird sich nicht bewerben"

Der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret will nach Informationen aus seiner Kirche doch nicht Oberhaupt der geplanten eigenständigen ukrainisch-orthodoxen Landeskirche werden.

Patriarch Filaret in Kiew (dpa)
Patriarch Filaret in Kiew / ( dpa )

"Er wird sich nicht um den Führungsposten bewerben", sagte Filarets früherer Pressesprecher Andrej Kowaljow (Mittwochabend) dem ukrainischen Onlineportal "Hromadske.ua". Nach Angaben griechischer Medien und des ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko soll das Oberhaupt der neuen Kirche bei deren Gründungskonzil am 15. Dezember in der Kiewer Sophienkirche gewählt werden.

Mit der Kirchengründung soll Moskau die kirchliche Hoheit über die Ukraine verlieren und die Teilung der orthodoxen Kirche in dem Land überwunden werden. Damit wäre die ukrainische Kirche die 15. autokephale Landeskirche weltweit und aus Sicht des Ökumenischen Patriarchats allen anderen Landeskirchen gleichgestellt.

Bereits Bereitschaft erklärt

Filaret hatte Ende Oktober in einem Interview seine Bereitschaft erklärt, sich zum Oberhaupt der neuen Kirche wählen zu lassen. Kowaljow begründete den Verzicht nun damit, dass Filaret bald 90 Jahre alt werde; ein jüngerer Bischof solle die Leitung übernehmen.

Laut dem griechischen Onlineportal "Orthoxia.info" hat der Pariser Metropolit Emmanuel im Namen des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel das Konzil zur Vereinigung der bisher drei orthodoxen Kirchen in der Ukraine einberufen. Eine untersteht dem Moskauer Patriarchat. Die anderen beiden haben sich von Moskau bereits 1921 beziehungsweise 1992 abgespalten und lehnen eine Unterordnung unter Russland strickt ab.

Überschattet wird das ukrainische Konzil vom angekündigten Boykott durch die große Mehrheit der 90 Bischöfe der moskautreuen ukrainischen Kirche. Sie betrachten die Bischöfe der beiden anderen Kirchen als Schismatiker und werfen Konstantinopel eine unzulässige Parteinahme für sie vor. Das Kiewer Patriarchat zählt 41 Bischöfe, die dritte Kirche rund ein Dutzend.

Kirchengründung stößt auf heftigen Widerstand

Die von Konstantinopel betriebene Kirchengründung stößt auf heftigen Widerstand der russisch-orthodoxen Kirche, der mehr als die Hälfte der rund 250 Millionen orthodoxen Christen angehören. Das Moskauer Patriarchat will die Oberhoheit über die Ukraine behalten. Aus Protest stellte die russische Kirche ihre Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Patriarchat ein. Zudem verbot sie ihren Gläubigen die Teilnahme an Gottesdiensten in dessen Kirchen.

Damit droht der orthodoxen Kirche die Spaltung. Die anderen orthodoxen Landeskirchen drängten bislang ohne Erfolg auf eine Einigung zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau.


Quelle:
KNA