DOMRADIO.DE: Seit der Gründung des Kölner Zentraldombauvereins im Jahr 1842 gibt es das Domblatt. Mit diesem Buch kann man die Höhepunkte des Jahres im und um den Kölner Dom herum Revue passieren lassen. Das neue Domblatt ist jetzt erschienen. Ein absoluter Höhepunkt in diesem Jahr war sicherlich die Illumination "Dona nobis pacem" am Dom im September im Rahmen der Domwallfahrt. Diese hat auch für viel Medienrummel gesorgt. Waren Sie davon überrascht?
Gerd Bachner (Kölner Dompropst): Ich war erfreut, dass das ein solches Echo fand. Das Projekt hatte eine zweijährige Vorlaufzeit. Man glaubt nicht, wie viel Detailarbeit dahinter steckt, damit es nicht nur ein Spektakel, ein Event ist, sondern damit es eine Friedensbotschaft, eine Glaubensbotschaft und eine Botschaft des Domes in die Welt hinaus ist. Wenn man dann spürt, dass es ein Echo findet, dann freut man sich darüber.
Mittendrin haben wir dann die Sicherheitskräfte verdoppelt und vieles andere mehr hinter den Kulissen getan, damit das ordentlich und vernünftig in den Tagen ablaufen kann. Wir hatten nicht mit 150.000 Menschen gerechnet, die zum Dom kommen. Aber ich bin froh und dankbar, dass diese pastorale Aktion auch für den Dom, für die Stadt und für den Frieden ein solches Echo gefunden hat.
DOMRADIO.DE: Mit dieser Installation sollte auch eine Friedensbotschaft rüber gebracht werden. Glauben Sie, diese ist angekommen?
Bachner: Ja. Egal wo man hinkommt, sprechen einen auch heute noch die Menschen in Mails, persönlichen Gesprächen oder auf Veranstaltungen auf dieses Ereignis an. Das hat einfach allein dadurch eine Nachhaltigkeit, dass es immer weiter im Gespräch ist und dass die Menschen sagen: "Das war eine Botschaft, die uns Kraft gibt, die uns trägt und die auch einen Beitrag zum Frieden in der Welt bringt."
DOMRADIO.DE: Viele Menschen sagen auch, wenn die Petersglocke, der "dicke Pitter", läutet, gibt ihnen das Kraft. Lange war er stumm. Seit Allerheiligen läutet er nun wieder. Wie ist das bei Ihnen angekommen?
Bachner: Die Menschen sagen, man bekomme Gänsehaut. Vor den großen Festtagen läutet er ja. Der Dombaumeister sagte sogar, der "dicke Pitter" läute nun schöner als er jemals geläutet habe. Schon von Anfang an war die Aufhängung der Petersglocke nicht so optimal, wie sie jetzt durch die neue Aufhängung gestaltet ist. Durch diese Korrektur ist dieser Satz des Dombaumeisters dann auch so zu verstehen, dass wir einen Klang haben, wie wir den "dicken Pitter" noch nie gehört haben. Das gehört zu unserer Stadt, das gehört zum Dom. Ich schließe mich diesen Worten gerne an.
DOMRADIO.DE: Wir könnten jetzt noch über viele Aktionen sprechen. Es gibt auch jedes Jahr den Gottesdienst für die Karnevalisten, Orgel-Feierstunden im Sommer, sehr, sehr viele Aktionen insgesamt. Was ist denn einer Ihrer Höhepunkte aus diesem Jahr 2018?
Bachner: Es sind so viele, dass es mir schwerfällt. Natürlich ist "Dona nobis pacem", die Aktion für den Frieden, schon ein Höhepunkt, der ja nicht nur auf dem Roncalliplatz war, sondern in die ganze Domwallfahrt integriert wurde. Dieses Jahr hatte die Domwallfahrt damit einen herausragenden Punkt.
Aber die Domwallfahrt hatte noch so viel mehr zu bieten: Die Chöre aus England und Frankreich, die gekommen sind, das Gürzenich-Orchester, die vielen Gebetszeiten im Dom, die Foren im Dom, die Nacht der Mystik oder die Nacht der Jugend. 95.000 Menschen sind allein zu den Gottesdiensten und Liturgiefeiern im Dom gekommen. Weiter ist die Ausstellung im Domforum zum ersten Weltkrieg zu nennen oder das Schmieden für den Frieden und die Friedensnägel. Die ganze Domwallfahrt war ein Kompositum.
So gesehen würde ich von all den verschiedenen Veranstaltungen, ob das der Gottesdienst für die Fans des 1. FC Köln zum Saisonauftakt, das Adventsmitspielkonzert mit den Höhnern oder die Veranstaltungen im Rahmen der Lit-Cologne sind, die Domwallfahrt in diesem ganzen weiten Spektrum vielleicht als das betrachten, was mich persönlich am meisten ergriffen hat.
DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns über ein Thema sprechen, worüber auch sehr viel geschrieben worden ist: das Sicherheitskonzept im Kölner Dom. Große Taschen dürfen jetzt beispielsweise nicht mehr mit in den Dom rein genommen werden. Es gibt zusätzliche Aufpasser. Wie hat sich dieses Sicherheitskonzept bewährt?
Bachner: Wir kommen gut weiter. Es ist ein kontinuierlicher Prozess. Man kann bei einem Sicherheitskonzept nicht sagen, man habe es erstellt und könne sich zurücklehnen. Sicherheitskonzept heißt, immer wieder mit den Sicherheitsbehörden, mit unseren eigenen Sicherheitsdiensten und mit allen, die da Verantwortung tragen, im Gespräch zu sein, um auf die jeweiligen aktuellen Herausforderungen einzugehen und zu überlegen, was heute und morgen notwendig ist.
Mit dem Polizeipräsidenten haben wir uns nochmal über den Weg ausgetauscht, den er mit der Stadt geht und den wir mit ihm auch im Dom und um den Dom herum, was Stadtgelände ist, gehen. Wir wollen auf der einen Seite keine Festungen bauen und uns abschließen und damit etwas von dem aufgeben, was uns in unserer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft prägt. Auf der anderen Seite ist aber zu gewährleisten, dass die Menschen das Gefühl haben, es werde das, was möglich ist, getan.
Genau dieses Mittelmaß müssen wir bewerkstelligen. Das wirkt sich in allen Einzelpunkten der Kontrollen aus. Das wirkt sich in den Personen, in den Schulungen und in all den Themen aus, die wir im Sicherheitsdienst aufgreifen und uns jedes Mal neu überlegen, was für morgen und übermorgen notwendig ist.
DOMRADIO.DE: Was bringt denn das "morgen", das nächste Jahr 2019? Was wird den Kölner Dom dort erwarten?
Bachner: Einerseits ist es immer eine gute Tradition, dass die Karnevalisten vor der Proklamation in den Dom kommen - nicht um hier zu feiern, sondern um hier zu beten. Auch die Fans des 1. FC Köln kommen vor der Saison zum Gebet in den Kölner Dom. Man könnte denken, da sei dann Remmidemmi. Das ist es aber nicht. Ich staune sowohl beim FC als auch bei den Karnevalisten, wie gesammelt die Karnevalisten und auch die Fans vom FC in den Dom kommen und zum Ausdruck bringen, dass Glaube und Leben nicht zwei getrennte Wirklichkeiten sind.
Ein anderer Punkt ist die Misereor-Fastenaktion. Da dürfen wir in Köln im kommenden Jahr Gastgeber aller deutschen Diözesen sein. Die Aktion wird hier in Köln eröffnet. Es ist eine notwendige Aktion gegen den Hunger in der Welt. Ich freue mich, dass ein solcher Eröffnungsgottesdienst am ersten Fastensonntag, dem 10. März, in Köln stattfindet.
Zudem haben wir im Jahr 2019 große Knabenchöre bei uns: Die Würzburger Domsingknaben begegnen unserem Kölner Domchor bei der geistlichen Musik am Dreikönigschrein am 3. Mai. Da haben wir schon mal einige Daten, auf die wir uns miteinander freuen können.
DOMRADIO.DE: Das alles kann aber nur geschehen, wenn der Kölner Dom erhalten bleibt. Es heißt, es soll ein neues Gerüst am Südturm aufgebaut werden. Was ist da dran?
Bachner: Es ist durch die Technische Hochschule, die daran arbeitet, so dargestellt worden, als würden morgen Gerüstarbeiten beginnen. Als Dompropst kann ich nur sagen: Ohne die Gerüste zerfällt der Dom. Ich freue mich, dass ich jeden Tag diese Gerüste sehe, weil sie einerseits Ausdruck dafür sind, dass Menschen für den Dom Geld spenden, damit der Dom uns erhalten bleibt. Andererseits leisten Fachleute am Dom ihrem baulichen und fachlichen Beitrag zum Erhalt des Domes. Also, die Gerüste sind notwendig am Dom.
Aber es wird nicht so sein, dass die Gerüste 100 Meter hoch werden. Es wird überlegt, dass wir vielleicht auf 48 Meter hoch gehen und das in verschiedenen Bauabschnitten machen. Das Ganze hat einen langen Vorlauf in der Planung, in den Überlegungen. Das heißt, in den nächsten zehn Jahren werden wir weiter überlegen. Solche Projekte entstehen nicht von heute auf morgen, sondern werden auf lange Frist angelegt. Aber ja, es wird dann auch am Südturm in Bauabschnitten Gerüste geben.
Das Interview führte Beatrice Steineke.