Tipps zum Familientreffen an Weihnachten

Auf Kommando glücklich?

Wenn am Heiligabend oder den Weihnachtsfeiertagen die Familie mit den erwachsenen Kindern zusammenkommt, läuft vielleicht nicht immer alles nach Vorstellung. Damit der Haussegen möglichst gerade bleibt, gibt es Tipps vom Familienexperten.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Die Familie kommt in den meisten Fällen an Weihnachten zusammen. Wie wichtig ist diese Zeit des Jahres für Familien?

Ulrich Hoffmann (Präsident des Familienbundes der Katholiken): Ich denke, dass es eine sehr wichtige Zeit für Familien ist. Es ist oft auch der Anlass, aus allen Himmelsrichtungen zusammen zu kommen. Beispielsweise können schon ausgezogene Geschwister im Haus der Eltern nochmal zusammenfinden. Für viele ist es einfach ein ganz festes Datum im Jahr, am dem sich alle wieder treffen und sehen.

DOMRADIO.DE: Der ein oder andere kommt vielleicht ein bisschen abgearbeitet zu seinen Eltern und will eigentlich am liebsten nur auf dem Sofa liegen. Manchmal ist es schwer sich aufzuraffen, aber das ist wichtig, oder?

Hoffmann: Natürlich! Man kommt aus einem sorgenvollen Getriebe mit den Erfahrungen der eigenen Familie oder Arbeitswelt. Wenn man dann zurück bei den Eltern ist, springt man oftmals zurück in etwas Vergangenes. Das bereitet natürlich gelegentlich auch Mühe und ist eine besondere Herausforderung. Bis hin zu den alten Spitznamen aus der Kinderzeit, die einem dann wiederbegegnen. Es ist auch eine Zeit, die herausfordernd ist.

DOMRADIO.DE: Das kann ich sehr gut verstehen, bei meinen Geschwistern und mir hat es Jahre gedauert, bis wir verstanden haben, dass auch unsere Mutter eine besinnliche Zeit braucht. Wir gehen seitdem immer am ersten Weihnachtsfeiertag essen. Wie kann ich so etwas noch lösen?

Hoffmann: Sich bekochen zu lassen, ist tatsächlich eine Lösung. Ich selber komme aus dem Schwabenland, das für eher sparsame Gebräuche bekannt ist. Essen zu gehen hätte meine Familie nie in Erwägung gezogen. Aber man kann das Weihnachtsfest von Jahr zu Jahr in einem anderen Haushalt durchführen. Da können sich beispielsweise die Geschwister immer wieder abwechseln. Außerdem kann man absprechen, wer was mitbringt. Das wäre wahrscheinlich die schwäbische Variante, die aber auch schon sehr entlasten kann.

DOMRADIO.DE: Welche Streitthemen können denn noch aufkommen, die man umschiffen kann?

Hoffmann: Gerade unter erwachsenen Geschwistern können oft Themen und Gefühle aus der Kindheit wieder hochkommen. Diskussionen darüber, wer als Kind schon zu kurz gekommen ist, können durchaus unter Erwachsenen weitergeführt werden. Leider Gottes ist es so, dass sich viele Geschwister im Erwachsenenalter auch an diesen Punkten bis zum Kontaktabbruch zerstreiten. Und auch der Streit um das Erbe kann solche Dynamiken in Gang setzen. Hier kann man gewisse Themen einfach aussparen. Natürlich ist es auch hilfreich, wenn der Kontakt auch während des Jahres so ist, dass man auf dem neusten Stand seiner Familienmitglieder ist. So muss nicht alles auf diese zwei oder drei Tage Weihnachten konzentriert werden. Es ist schwierig, eine harmonische Zeit zu haben, in der aber alle Themen sinnvoll angesprochen werden sollen. Das ist eine Überforderung des Festes.

DOMRADIO.DE: Wie können wir denn aktiv die gemeinsame Zeit am besten nutzen?

Hoffmann: Es soll ja eine ruhige Zeit sein und manchmal ist es so dicht getaktet wie das Arbeitsleben. Zum Beispiel möchte man alle Verwandten mit der gebührenden Zeit berücksichtigen. Hier würde ich empfehlen, sich etwas mehr zu entspannen. Es ist wichtig, Zeiten einzuplanen, in denen jede und jeder schlicht und ergreifend für sich ist. Man sollte die Zeit nicht überfrachten und die Erwartungen nicht zu hoch spannen. Es geht nicht darum, ein Rollenspiel der idealen Familie vorzuführen. Das ist nicht hilfreich. Die eigenen Räume müssen eingeplant werden. Ich erlebe oft junge Leute in Ehevorbereitungs-Seminaren, die genau planen müssen, dass sie die gleiche Zeit bei Eltern und Schwiegereltern verbringen. Gleichzeitig wollen sie noch ihre Geschwister entsprechend berücksichtigen. Da wird die Weihnachtszeit eher zum Stress.

DOMRADIO.DE: Was raten Sie den Paaren dann in der Beratung?

Hoffmann: Ich rate ihnen, sich bewusst zu werden, was einem selber und ihnen als Paar gut tut. Gerade jungen Paaren schlage ich vor, die Familien mal zu sich einzuladen. Das würde manchmal die Großeltern entlasten und führt zu einem entspannteren Zeitmanagement.


Quelle:
DR