Mutig sein aus psychologischer Sicht

"Mut kann man nicht kaufen"

Was bedeutet es eigentlich, mutig zu sein? Prof. Dr. Michael Trimmel, Professor für Psychologie an der Uni Wien, hat sich mit der psychologischen Dimension und der Beudeutung von Mut auseinandergesetzt.

Mutter mit Kind / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Mutter mit Kind / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was bedeutet Mut denn aus psychologischer Sicht?

Prof. Dr. Michael Trimmel (Psychologe und Professor an der Universität Wien): Wir unterschieden zwei Perspektiven. Zum einen die Selbstperspektive, was ist Mut für einen selber und zum anderen, wie Mut von anderen Personen an einer Person wahrgenommen wird. Meistens wird es als eine Eigenschaft gesehen, dass jemand mutig ist. Für nicht mutiges Verhalten wird oft das Wort feige verwendet. Aus der eigenen Sicht ist es eine konstantere Entscheidung, dass man Dinge macht, die nicht hundertprozentig sicher sind, sich jedoch dennoch dafür entscheidet und glaubt man kommt damit zurecht.

DOMRADIO.DE: Jetzt kann man Mut auch einfach verwechseln. Ich habe anfangs gesagt: Mut ist, wenn man nicht blind vorprescht. Wie unterscheiden sich Mut und Torheit?

Trimmel: Da gibt es auch wieder die Außensicht. Für manche erscheinen Entscheidungen von anderen Menschen als Torheit. Das muss aber nicht sein, da man nicht genau weiß, wie jemand auf einem speziellen Gebiet erfahren ist, was er alles kennt, wie er darauf vorbereitet wurde. Für die andere Person kann das durchaus keine Torheit sein, eine Entscheidung zu tragen. Die Person selber denkt sich, dass sie das schafft und die getroffene Entscheidung richtig war. Andere würden vermutlich nicht zurechtkommen.

DOMRADIO.DE: Unsere Psyche ist manchmal trickreich, sodass man sich sehr schnell einredet, etwas nicht zu können. Kann man das auch ins Gegenteil wenden und mutig werden?

Trimmel: Man kann Mut nicht kaufen, aber man kann natürlich mutige Entscheidungen trainieren. Das ist auch ein Ziel der Elite-Ausbildungen, sei es militärisch, sportlich oder in Elite-Schulen oder Universitäten. Dort wird immer mehr gefordert. Man lernt mit höherer Aktivierung, Aufregung, hohem Informationsdruck und ähnlichem umzugehen und trotzdem noch agieren zu können. So gesehen ist eine gewisse Edukation möglich, jedoch kann man Mut nicht kaufen.

DOMRADIO.DE: Was ist für Sie persönlich Mut?

Trimmel: Mut meint, zu Überzeugungen zu stehen und nicht bloß, weil es gerade in der Mode ist, etwas zu sagen, etwas zu glauben, was man persönlich gar nicht nachvollziehen kann. Das sind verschiedene Dinge, beispielsweise was jetzt in den Zeitungen steht: Kann ich das wirklich nachvollziehen, muss ich das wirklich so glauben oder sage ich das nur, weil es alle sagen? Mut bedeutet, zur eigenen Meinung und zum eigenen Denken zu stehen.


Quelle:
DR