In insgesamt 148 staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen seien 202 Personen aus der Kirche oder deren Umfeld Gegenstand von Ermittlungen - darunter 119 Geistliche und acht Bischöfe.
Der chilenische Staatsanwalt Jorge Abbott rief den Vatikan zu einer besseren Zusammenarbeit auf. Man habe zwar teilweise Fragen beantwortet, doch noch seien nicht alle gewünschten Informationen eingetroffen: "Aber wir machen beim Vatikan weiter Druck, bei jenen kirchlichen Autoritäten, die sich verpflichtet haben, unsere Untersuchung zu unterstützen."
Vorwurf der Vertuschung
Die chilenische Kirche wird seit Monaten von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Zuletzt rückten auch die beiden Kardinäle Ricardo Ezzati und Francisco Errazuriz ins Zentrum der Kritik.
Ihnen wird vorgeworfen, Missbrauchsfälle im Erzbistum Santiago vertuscht zu haben. Beide weisen die Vorwürfe zurück.
Ezzati: Entzug der Staatsbürgerschaft gefordert
Die Menschenrechtskommission des chilenischen Senats hatte sich wegen der Vorwürfe in dieser Woche einstimmig für einen Entzug der Staatsbürgerschaft des in Italien geborenen Ezzati (77) ausgesprochen. Das Votum des Ausschusses muss, um Rechtsgültigkeit zu erlangen, vom Senat selbst sowie von der Abgeordnetenkammer bestätigt werden.
Den entsprechenden Parlamentsantrag gegen Ezzati hatten bereits vor Monaten die linksgerichtete Senatorin Adriana Munoz und die Christdemokratin Ximena Rincon gestellt. Der Erzbischof von Santiago de Chile sei den Ansprüchen seiner Aufgabe und einer chilenischen Staatsbürgerschaft nicht gerecht geworden, hieß es in der Begründung.
Im März 2006 hatte Ezzati von der Abgeordnetenkammer wegen seiner Verdienste um die Bildung die Staatsbürgerschaft Chiles erhalten.