Das vatikanische Referat für Flüchtlings- und Migrationsfragen benennt Eckpunkte für die Planung, Umsetzung und Evaluierung von Maßnahmen gegen Schlepperei und Ausbeutung von Migranten. Schlepper und nachfolgend Menschenhändler schlügen Kapital aus der Unfähigkeit von Regierungen und Nichtregierungsorganisationen, mit der hohen Zahl von Schutzsuchenden zurechtzukommen.
Adressiert ist die 38-seitige Handreichung an Bistümer, Orden und Pfarreien, aber auch an katholische Bildungseinrichtungen und andere kirchliche Institutionen.
Erkennen und vermeiden
Neben Ursachen und Formen des Menschenhandels benennt sie Hinweise, um Menschenhandel zu erkennen und zu melden. Erneut spricht sich der Vatikan für mehr sichere und legale Einreisemöglichkeiten sowie bessere Informationen für Migranten aus, um das Schlepperwesen zu unterlaufen.
Zum koordinierten Vorgehen gegen Menschenhandel schlägt das Dokument unter anderem eine engere Zusammenarbeit zwischen katholischen Bistümern der Ziel- und der Herkunftsländer vor. Für die Opfer müsse es Unterstützung bei der Wohnungssuche, dem Aufbau eines Erwerbslebens und der sozialen Integration geben. Dazu zähle gegebenenfalls auch der Familiennachzug.
Menschen vor Täuschung schützen
Ein globales Phänomen verlange eine entsprechende Mobilisierung, sagte der vatikanische Migrationsexperte Michael Czerny bei der Vorstellung der Handreichung am Donnerstag im Vatikan. Das Ziel sei "üble und sündige Unternehmung von Täuschung, Köderung, Unterjochung und Ausbeutung" zu demontieren.
Czerny, Untersekretär der Sektion für Migranten und Flüchtlinge in der Vatikanbehörde für Entwicklungsfragen, nannte Menschenhandel in seinen unterschiedlichen Facetten ein komplexes, wandelbares Problem mit sehr unterschiedlichen Opfer- und Täterprofilen. Ein breiterer Ansatz beim Kampf gegen Menschenhandel sei gefordert. Um das Phänomen zu verstehen, gelte es, die Dynamiken und die beteiligten Personen zu identifizieren. Dazu zählten "wissend oder unwissend" auch Konsumenten.
Spirituelle Begleitung
Papst Franziskus verlange ein Engagement der katholischen Kirche gegen Menschenhandel in jeder seiner Phasen, so Czerny. Dabei gehe es darum, die Menschen vor Täuschung zu schützen, Opfer zu finden und zu befreien und sie anschließend zu unterstützen.
Eine Rückführung in die Heimat dürfe nie unter Zwang erfolgen und müsse auch dort durch Wiedereingliederungshilfen begleitet werden. Weiter mahnt da Schreiben professionelle psychologische Standards beim Umgang mit den oft traumatisierten Menschen an. Auch eine spirituelle Begleitung und die "heilende Kraft des Glaubens" müsse bei katholischen Hilfsangeboten im Blick bleiben.