Was das Team von anderen unterscheidet und was er sich vom Lauf erwartet, erzählt Hellebardier Thierry Roch aus dem Kanton Fribourg der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Interview.
KNA: Hellebardier Roch, Sie starten bei der "Corsa di Miguel" in Rom für die Vatikan-Mannschaft "Athletica Vaticana" - was macht dieses Sportereignis aus?
Hellebardier Thierry Roch (Schweizergardist): Es ist ein ganz besonderer Lauf, das zeigt sich auch symbolisch: Es soll regnen - das passt, denn der Lauf ist unsere Taufe. Es ist das erste Mal, dass wir mit dem offiziellen Team starten.
KNA: Zum Team gehören nicht nur Vatikanangestellte, es sind auch zwei muslimische Migranten als Ehrenmitglieder dabei...
Roch: Ich treffe sie immer bei Läufen und es ist immer schön, sich auszutauschen. Mit einem können wir sogar Französisch reden, da er aus einem frankophonen Land stammt. Es ist eine ganz andere Kultur, aber sie sind schon gut im Team integriert und ich denke auch in Italien. Es ist ein gutes Zeichen, dass Migranten durch Sport in der Gesellschaft ankommen.
KNA: Es gibt bei der "Corsa di Miguel" auch einen Solidaritätslauf für Migranten, welche Rolle spielt das für das Vatikan-Team?
Roch: Solidarität ist für uns ein sehr wichtiger Punkt. Sie ist ein christlicher Wert. Durch den Sport können wir beweisen, dass Gemeinschaft trotz unterschiedlicher Charaktere möglich ist. Normalerweise ist Laufen ein sehr individueller Sport - viele Leute laufen für sich selbst. Mit der Bildung unseres Teams hat das eine andere Dimension bekommen: Wir wollen Menschen zusammenbringen und Solidarität zeigen - zum Beispiel mit Migranten und Sportlern mit Behinderung.
Wir haben zum Beispiel eine sehr gute Freundin, die im Rollstuhl sitzt. Mit ihr nehmen wir an Läufen teil, indem wir den Rollstuhl schieben. Am Ende jedes Laufs hatte sie ein riesiges Lächeln im Gesicht. Das hat uns allen sehr viel Freude geschenkt. Es ist ein Zeichen: Sport ist offen für alle Menschen.
KNA: Und welche Rolle spielen sportliche Erfolge ?
Roch: Für uns ist die Platzierung nicht so wichtig. Es zählt, immer das Beste zu geben. Wir versuchen, regelmäßig mit den anderen Mitgliedern zu trainieren. Das Wichtige ist nicht der Lauf an sich, sondern der gemeinsame Weg dahin.
KNA: Wie lässt sich das Training mit dem Dienst in der Schweizergarde vereinbaren?
Roch: Das ist ziemlich schwierig, da wir lange Arbeitszeiten haben. Ich musste oft sehr früh aufstehen, damit ich trainieren konnte. Dazu kommt, dass viele Dienste im Stehen absolviert werden, da sind die Beine die ersten zehn Minuten sehr müde. Aber nach dem Training verspürt man große Zufriedenheit und ich denke, es ist wichtig, Sport als Ausgleich zu haben.
KNA: Sie haben gesagt, Siegen ist nicht das Wichtigste. Sie starten über die 10-Kilometer-Distanz. Was erhoffen Sie sich?
Roch: Wenn möglich eine bessere Zeit als im Vorjahr. Vor allem aber, dass alle Läufer ins Ziel kommen, dass wir ein Gemeinschaftserlebnis haben und unsere Freundschaft stärken können.
KNA: Das Vatikan-Team könnte auch bei Olympia starten ...
Roch: Das ist vielleicht eine längerfristige Perspektive. Dieses Jahr könnten wir theoretisch an den Spielen der kleinen Staaten von Europa teilnehmen. Dort können sich Sportler der Olympischen Komitees europäischer Staaten mit weniger als einer Million Einwohnern beteiligen. Solche Wettkämpfe wären sicher sehr schön, da sie weniger auf Geld fixiert sind. Es ist eher ein Ziel, an solchen Wettkämpfen teilzunehmen, sie sind vielleicht menschlicher, als das große Olympia, das wir kennen.