Drei Jahrzehnte lang gehörte Giovanni Battista Re zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im Vatikan. Als "Innenminister" war er einer der engsten Mitarbeiter von Johannes Paul II. (1978-2005). Ab 2000 leitete er im Kardinalsrang die Bischofskongregation und war damit eine Art Personalchef der Kirche.
Seinen prominentesten Auftritt hatte er freilich nach seiner Pensionierung, als er im März 2013 das Konklave leitete, aus dem Papst Franziskus hervorging. An diesem Mittwoch feiert der immer noch rüstige Kirchenmann aus Norditalien seinen 85. Geburtstag.
Effizienter Macher und exzellenter Organisator
In seinen 28 Jahren im Staatssekretariat erwarb sich Re den Ruf eines effizienten Machers und exzellenten Organisators. Er war dort zunächst Assessor und ab 1979 Substitut - nach dem Papst und dem Staatssekretär die "Nummer drei" im Vatikan. Über seinen Schreibtisch gingen alle wichtigen Vatikan-Vorgänge. Re entschied zügig und entschlossen. Am Abend war sein Schreibtisch immer leer, berichteten Mitarbeiter.
Giovanni Battista Re wurde am 30. Januar 1934 in Borno nahe dem Gardasee geboren. Sein Vater war Schreiner; eine Schwester trat dem Canossianer-Orden bei. Nach der Priesterweihe 1957 promovierte Re an der Gregoriana-Universität in Kirchenrecht. Es folgten drei Jahre als Dozent am Seminar seiner Heimatdiözese Brescia und als Kaplan einer dortigen Stadtrandpfarrei, bevor er in Rom die Päpstliche Diplomatenakademie absolvierte. Auslandsstationen waren Panama und der Iran. 1971 kam er in die Zentrale nach Rom.
Nach Jahren im Staatssekretariat, dem "Innenministerium" des Vatikan, wechselte er 1987 für zwei Jahre als Sekretär in die Bischofskongregation, bevor er das Amt des Innenministers übernahm.
Wie sehr Johannes Paul II. seinen loyalen Mitarbeiter schätzte, zeigte sich daran, dass er 1998 bei einem Sommerurlaub in den norditalienischen Alpen einen Abstecher in Res Heimatort Borno machte und dessen Familie privat besuchte.
Chef der Bischofskongregation
Auch Benedikt XVI. (2005-2013) nutzte noch vier Jahre lang die Dienste Res als Chef der Bischofskongregation. Allerdings fiel im letzten Dienstjahr ein Schatten auf seine Amtsführung: Res Unterschrift steht unter dem Dekret vom 21. Januar 2009, mit dem der Vatikan die Exkommunikation der vier Bischöfe der Piusbruderschaft aufhob, darunter die des Holocaust-Leugners Richard Williamson.
Verantwortlich für die missglückte Initiative war freilich in erster Linie die Kommission "Ecclesia Dei". Re verschaffte seinem Ärger auch in größerem, freilich internen Kreis lautstark Luft.
Welche Mitverantwortung Re an der Ernennung von Theodore McCarrick (88) zum Erzbischof von Washington hatte - trotz Gerüchten um McCarricks sexuelles Fehlverhalten -, soll eine derzeit laufende vatikaninterne Untersuchung ergeben. Re war damals seit drei Monaten Chef der Bischofskongregation, als McCarrick im November 2000 von Newark nach Washington wechselte. Es heißt, Re habe McCarricks Ernennung abgelehnt.
Leitung des Konklaves
Die Leitung des Konklaves im März 2013 nach dem überraschenden Rücktritt von Benedikt XVI. verdankte Re dem Umstand, dass Kardinaldekan Angelo Sodano sowie Vizedekan Roger Etchegaray bereits über 80 waren und aus Altersgründen nicht mehr mitwählen durften.
Damit ging diese Aufgabe an den Ältesten der stimmberechtigten Kardinalbischöfe. Re nahm den 115 Wählern den Eid zu Geheimhaltung und Beachtung der Regeln ab. Und nach erfolgter Wahl richtete er die Frage an Jorge Mario Bergoglio: "Nimmst du deine kanonische Wahl zum Papst an?"
Mit seinen 85 Jahren erfreut sich der emeritierte Kurienkardinal guter Gesundheit, pflegt rege Kontakte. Er bewohnt eines der begehrtesten Appartements im Vatikan; die vom früheren Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli (1914-1998) zum Penthouse umgebaute Dachterrasse auf dem Palazzo des Erzpriesters bietet einen Blick auf die vatikanischen Gärten. Von dort ist es nicht weit zum Gästehaus Santa Marta, in dem er sich häufiger mit Gästen trifft. Und wo er dann auch dem Papst begegnen kann.