Die verfolgte Katholikin Asia Bibi aus Pakistan ist nach ihrem Freispruch möglicherweise nach Kanada gereist. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag) berichtete unter Berufung auf ihren Anwalt, die vom Vorwurf der Gotteslästerung freigesprochene Frau sei nun mit ihrer Familie in dem nordamerikanischen Land vereint. Im Lauf des Tages stellte sich die Lage unübersichtlich dar.
Anderen Quellen zufolge hält sich Asia Bibi weiterhin in Pakistan auf.
Unübersichtliche Lage
Das Hilfswerk missio zog am Mittag eine Stunden zuvor versandte Erklärung zurück. Darin hatte es sich erleichtert über eine Ausreise der Frau gezeigt. Auf dem Online-Portal der Zeitung hieß es am Nachmittag, der Anwalt Saif Ul-Malook wolle seine Aussage nicht mehr so bestätigen und sei nicht erreichbar. Zuvor hatte er dem Blatt zufolge telefonisch gesagt, dass sich Asia Bibis Töchter bereits in Kanada aufhielten. Den genauen Zeitpunkt ihrer Ausreise und wie sie das Land verlassen habe, könne er aus Sicherheitsgründen nicht offenlegen.
Asia Bibi war 2009 als erste Katholikin in Pakistan wegen Blasphemie angeklagt und 2010 zum Tode verurteilt worden. 2014 bestätigte ein Gericht in Lahore das Todesurteil; 2015 ordnete ein weiteres Gericht die vorläufige Aussetzung der Hinrichtung an. Es folgte ein erneutes Berufungsverfahren. Das Oberste Gericht des islamisch geprägten Pakistan lehnte am Dienstag eine Petition zur Überprüfung des Freispruchs ab. Dies hatten Kirchenvertreter, Menschenrechtler, Hilfsorganisationen und Politiker begrüßt.
Anwalt wieder in Pakistan
Seitdem stand einer Ausreise Bibis und ihrer Familie rechtlich nichts mehr im Weg. Seit ihrer Haftentlassung am 7. November lebte sie unter hohen Sicherheitsvorkehrungen an einem geheimen Ort. Als mögliches Land für einen Asylantrag war auch Deutschland im Gespräch.
Der Anwalt Asia Bibis lebt dem Zeitungsbericht zufolge weiter in Pakistan. Er sei kurz vor der abschließenden Entscheidung des Gerichts dorthin zurückgekehrt, nachdem er sich wegen Todesdrohungen zuvor drei Monate lang im Ausland aufgehalten habe. «Ich bin in meiner Wohnung, ich gehe nicht in mein Büro», zitiert ihn die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Für Freitag erwartete er demnach größere Proteste in dem Land.