Papst Franziskus hat Italiens Richter zu Unabhängigkeit ermahnt. Äußere Unabhängigkeit, die den unpolitischen Charakter des Amtes stärke, "hält Günstlinge und Strömungen von Ihnen fern, die Entscheidungen, Beziehungen und Ernennungen verschmutzen", so der Papst am Samstag im Vatikan vor dem Italienischen Richterbund.
"Innere Unabhängigkeit hingegen befreit Sie von der Suche nach persönlichen Vorteilen", so Franziskus. Das Kirchenoberhaupt empfing rund 80 Mitglieder des Verbandes zu dessen 110-jährigem Bestehen. Es sei ihm bewusst, wie komplexe juristische Arbeit heute sei, wie vielen Schwierigkeiten Richter ausgesetzt seien. Im Dickicht alter und neuer, nationaler wie internationaler Gesetze und Vorschriften den Überblick zu behalten, sei nicht einfach, so der Papst.
Gesetzeslücken in elementaren Fragen
Andererseits gebe es in einigen wichtigen Fragen Gesetzeslücken, "einschließlich derer, die sich auf Beginn und Ende des Lebens, Familienrecht und die komplexe Realität von Einwanderern beziehen".
Die Kardinaltugend der Gerechtigkeit verlange ein kluges Abwägen, um ihre allgemeinen Prinzipien auf konkrete Situationen anzuwenden, führte Franziskus aus. Gegenwärtig lebe die Gesellschaft mit Spannungen und Rissen. Diese drohten das soziale Netz sowie den Bürgersinn zu schwächen. Unter der Vielzahl beanspruchter Rechte würden Pflichten oft nicht mehr gesehen; Menschen würden unsensibel für grundlegende Rechte der Allgemeinheit.