In seiner letzten Predigt als Bischof geißelte Ulrich einen zunehmenden Populismus in der Gesellschaft. Dieser mache bei vielen Menschen die Furcht stark, in einer Zeit des raschen Wandels nicht mehr mitzukommen. Da wachse die Sehnsucht "nach einfachen Antworten, danach, dass es wieder so sein soll, wie es nie gewesen ist: übersichtlich, klar, begrenzt". Viele wollten sich gegen das Fremde sichern. "Religiös und politische Populisten brauchen starre Regeln, Einheitlichkeit, Mauern und Grenzen", erklärte Ulrich. "Doch wer nicht die äußerste Weite zulässt, sondern Zäune baut, verliert ja nicht die Angst. Wer die Sehnsucht ausschaltet, schaltet das Leben ab."
Erzbischof Heße lobt gute Zusammenarbeit
Erzbischof Heße dankte Ulrich für die gute ökumenische Zusammenarbeit. "Uns beiden ist es wichtig, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen", betonte er in seinem Grußwort. Der katholische Oberhirte würdigte Ulrichs Mut zur Veränderung, den er etwa durch die Gründung der Nordkirche unter Beweis gestellt habe. Veränderungen seien stets auch Chancen für Aufbrüche und Erneuerungen, so Heße.
Auch Schwesig hob die Verdienste Ulrichs bei der Gründung der Nordkirche hervor. Es habe eine "Begegnung auf Augenhöhe" werden sollen, "zwischen großen und kleinen Kirchen, zwischen Stadt und Land, zwischen Ost und West", erinnerte sie an die Anfänge. Heute, nach fast sechs Jahren, sei die Nordkirche für viele evangelische Christen "ein wirkliches Zuhause geworden", so Schwesig.
"Klar, direkt, norddeutsch"
EKD-Chef Bedford-Strohm dankte Ulrich für dessen Wirken als Landesbischof, als Leitender Bischof der Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) sowie bei der Wahrnehmung des öffentlichen Auftrags der Kirche. Mit großen Engagement habe sich Ulrich "für einen humanen Umgang mit Geflüchteten, für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt", so Bedford-Strohm. Dabei sei er zu allererst Pfarrer und Seelsorger geblieben und habe das Wort Gotte "klar, direkt, norddeutsch" verkündet.
Für die schleswig-holsteinische Landesregierung wies Justizministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) auf Ulrichs Verdienste bei der Gründung der Nordkirche hin. Ulrich habe nicht nur drei Landeskirchen zusammengeführt, sondern auch "eine Brücke von West nach Ost geschlagen", so die Ministerin.
Ulrich gibt Amtskreuz zurück
Ulrich, der am Samstag auch seinen 68. Geburtstag feierte, gab in dem Gottesdienst nach sechsjähriger Dienstzeit sein Amtskreuz zurück. Der Hannoveraner Landesbischof Ralf Meister als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) entpflichtete ihn von seinem Amt.
Ulrich steht stand 2013 als erster Landesbischof an der Spitze der neu gegründeten Nordkirche - einer Fusion der früheren Landeskirchen von Nordelbien, Mecklenburg und Pommern. Von 2011 bis 2018 war er auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Seine Nachfolge übernimmt die bisherige Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt (55). Sie wird am 10. Juni in ihr Amt eingeführt.