Bereits ab Donnerstag wird sein Leichnam in der armenisch-apostolischen Kathedrale in Istanbul aufgebahrt, wie das Patriarchat laut Medienberichten mitteilte. Beigesetzt wird Mesrob wie seine Vorgänger auf dem armenischen Friedhof im Stadtteil Sisli. Der Patriarch, der seit 2008 aufgrund einer Alzheimer-Erkrankung nicht mehr im Amt war, erlag am Samstag im Alter von 62 Jahren in Istanbul einem Herzinfarkt.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyib Erdogan hatte noch am Samstag Mesrobs Stellvertreter Erzbischof Aram Atesyan telefonisch kondoliert.
Stellvertreterregelung sorgte für Streit
Mesrob II. war seit 1998 der 84. Patriarch der Armenischen Apostolischen Kirche von Konstantinopel mit Sitz in Istanbul und Nachfolger von Karekin II. Kazanjian. Eine aufgrund seiner Krankheit getroffene Stellvertreterregelung hatte für Streit gesorgt. Die türkischen Behörden ernannten damals Erzbischof Aram Atesyan (65) zum Stellvertreter des Patriarchen - ein Amt, das es so vorher nicht gab.
Die Mehrheit der Gemeinde war der Meinung, nur Wahlen könnten einen Stellvertreter bestimmen. Diese sind nach armenischem Kirchenrecht aber nicht möglich, solange der amtierende Patriarch am Leben ist. Sein Tod macht nun den Weg zu einer regulären Patriarchenwahl frei.
Nach Medienberichten schreiben türkische Gesetze vor, dass Mesrobs Nachfolger türkischer Staatsbürger oder zumindest in der Türkei geboren sein muss, was die Liste möglicher Kandidaten stark verkürzt. Mesrob II. Mutafyan wurde am 16. Juni 1956 in Istanbul geboren. Er absolvierte eine US-amerikanische Highschool in Kornwestheim bei Stuttgart und studierte Soziologie und Philosophie in den USA, in Jerusalem und Rom. 1979 wurde er in Istanbul zum Priester geweiht.
Größte christliche Minderheit im Land
Die armenisch-apostolische Gemeinde in der Türkei hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder. Davon leben rund 80 Prozent in Istanbul. Vor dem türkischen Völkermord 1915-1917 gab es auf dem Gebiet der heutigen Türkei noch weit über eine Million Armenier.
Dennoch ist die armenische nach wie vor die größte christliche Minderheit in dem zu 99 Prozent muslimischen Land. Auch türkische Wissenschaftler gehen zudem von Zehntausenden "Krypto-Armeniern" aus, also heimlichen Christen, die nur nach außen als Muslime leben.