DOMRADIO.DE: "Pueri Cantores" ist eines der größten Chorfestivals. 2.800 Leute wollen nach momentanem Stand vom 3. bis 7. Juli ins Erzbistum Paderborn kommen und mitmachen. Warum in Paderborn?
Annalena Müller (Metropolitankapitel der Paderborner Dommusik und Mitarbeiterin im Festivalbüro): Wir stecken mitten in den Vorbereitungen. Dass das Festival dieses Mal bei uns stattfindet, bot sich so an. Nach dem letzten Festival in Trier kam Matthias Balzer, der Präsident von "Pueri Cantores" auf den Paderborner Domkapellmeister Thomas Berning zu und fragte ihn, ob er sich die kommende Gastgeberrolle vorstellen könne. Tatsächlich haben der Domkapellmeister und die Domkantorin Gabriele Sichler-Karle dem zugestimmt und sich dieser großen Mammutaufgabe gestellt.
DOMRADIO.DE: Und warum? Was wird da im Sommer stattfinden?
Müller: Das Ziel ist ein Treffen von Kinder- und Jugendchören, die gemeinsam singen. Das Schöne ist, dass es keinen Wettbewerb gibt, wo eine Jury entscheidet, wer der Beste ist. Es geht vielmehr darum, sich zu begegnen und die Freundschaften untereinander sowie den Austausch der Chorleiterinnen und Chorleiter untereinander zu pflegen. Es geht darum, dass die Jugendlichen Kontakt zueinander knüpfen.
DOMRADIO.DE: Es ist ein ganz besonderes Festival und keines im klassischen Sinne, wie man es vielleicht kennt, oder?
Müller: Richtig. Es gibt vor allem interne Besucher. Das heißt, die Chöre, die im "Pueri Cantores"-Verband sind, melden sich - wenn es irgendwie mit den Ferienzeiten klappt - an. Das ist für viele auch ein großes organisatorisches Problem. Sie müssen beantragen, in der Zeit von der Schule befreit zu werden. Aber die meisten Schulen sind da ganz offen.
Es ist ein Festival für Kinder und Jugendliche, die im Verband singen und auch richtig zu Festival-Hoppern werden. Die Mädchen-Kantorei aus Paderborn war letztes Jahr auf dem internationalen Festival in Barcelona. Wenn man dann Festivalluft geschnuppert hat und weiß, dass so ein Festival nun in die eigene Stadt kommt, dann macht es natürlich besonders Spaß, das zu organisieren.
DOMRADIO.DE: Wer singt denn genau im Juli mit? Ist von alt bis jung alles dabei?
Müller: Es gibt natürlich eine Alters-Einschränkung. Es handelt sich wirklich darum, den Nachwuchs zu fördern. Die Jüngsten, die sich angemeldet haben, sind Zweitklässler. Davon gibt es nicht so viele, aber einige kommen. Das geht dann vom Alter her hoch. Die ältesten Sängerinnen und Sänger der Jugendchöre sind Anfang 20. Wir haben eine große Bandbreite. Aber das Mittelfeld, die Teenager, sind am stärksten vertreten.
DOMRADIO.DE: Sie sind für die Organisation zuständig und stecken mitten in den Vorbereitungen?
Müller: Richtig. Und das auch schon eine ganze Weile. Im Juni letzten Jahres ging die heiße Vorbereitungsphase los. Jetzt sind es, glaube ich, noch 15 Wochen bis zum Start. Der Countdown läuft. Wir haben auch eine kleine Uhr auf unserer Webseite und haben uns schon überlegt, ob wir die abstellen, weil der Beginn immer näher rückt und die Vorbereitung doch recht anstrengend ist.
DOMRADIO.DE: Der zentrale Veranstaltungsort ist der Paderborner Dom. Das wird der Dreh- und Angelpunkt sein. Daneben wird es aber auch Gottesdienste und Aufführungen in weiteren Kirchen in Paderborn geben oder wie ist das genau geplant?
Müller: In Paderborn ist es ganz praktisch, dass alles fußläufig im Innenstadtgebiet erreichbar ist. Das Zentrum ist der Dom. Dort wird es während des Festivals ein durchlaufendes Friedensgebet geben, immer von unterschiedlichen Chören gestaltet. Da ändert sich der Ort auch nicht. Die Konzerte, vor allem die Begegnungskonzerte, finden dann auch in den unterschiedlichen Innenstadtkirchen statt. Man kann diese Konzerte als Paderborner auch besuchen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir auch von den Einwohnern wahrgenommen werden.
Ansonsten gibt es auch rund um Paderborn ganz viel Kulturprogramm. Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir die Pader-Quellen auch mit als Austragungsort einbinden. Dort wird es Open Air ein großes Friedensgebet geben.
DOMRADIO.DE: Das Motto des Festivals lautet "Unsere Quelle bist du". Wie verbinden sich da der Gesang und die Menschen, die am Festival teilnehmen, mit der Kirche?
Müller: Die Quell-Bühne ist neben dem Dom ein Austragungszentrum, weil Paderborn an den Quellen erbaut ist. Das Singen ist für die Sängerinnen und Sänger tatsächlich auch eine Quelle. Und das Festival zu besuchen auch, weil es ein Quell neuer Freundschaften ist. Über allem ist natürlich der Glaube ein ganz großes Thema als Quelle. Wir versuchen dieses Motto auf mehreren Ebenen spürbar zu machen. Es ist auch ganz klar in dem Chorbuch spürbar. Das Mottolied heißt eben auch "Unsere Quelle bist du".
Wir versuchen es aber auch über ganz bewusste Materialbeschaffung sichtbar zu machen. Das heißt, wir haben uns überlegt, dass wir das Festivalbudget möglichst gut, möglichst nachhaltig anlegen. Beispielsweise gibt es bei jedem Festival Rucksäcke, auf die sich die Kinder freuen und in denen sie ihre Noten oder eine Flasche Wasser transportieren können.
Wir haben dieses Mal wirklich versucht zu schauen, wie die Produktionswege sind und wo wir welche Firma unterstützen möchten. Wir haben eine ganz gute Zusammenarbeit mit einer Firma aus Augsburg zustande bringen können, die in Deutschland mit nachhaltiger Baumwolle produziert. Wir haben ein ganz gutes Gefühl, dass die Quelle tatsächlich auch in diesem Bereich sauber bleibt.
DOMRADIO.DE: Die Rucksäcke sind auch befüllt. Was wird denn alles in diesem Rucksack drin sein?
Müller: Paderborn ist leider auch für sein feuchtfröhliches Wetter bekannt. Es regnet ab und zu. Das kann tatsächlich auch im Juli passieren. Deswegen ist ein Regenponcho ganz wichtig. Das hat uns ein bisschen vor Herausforderungen gestellt, denn die gibt es natürlich in der Regel aus Plastik. Das wollten wir vermeiden. Wir haben recherchiert und sind bei einer Firma in Hamburg fündig geworden, die sie aus Maisstärke herstellt. Das hält super dicht. Wir konnten es nämlich schon in Paderborn testen. Dazu hatten wir leider viele Gelegenheiten. Der Poncho löst sich nicht auf. Die Firma hat uns auch zugesichert, dass man ihn im Notfall sogar essen kann.
Zudem wird ein Festivalausweis im Rucksack sein. Er hat ein ganz wunderschönes, orangenes Schlüsselband dran. Das war auch eine Herausforderung, denn die Schlüsselbänder bestehen häufig auch aus Plastik. Immerhin haben wir es geschafft ein Schlüsselbund zu finden, das aus PET-Flaschen, aus recycelten Flaschen ein zweites Leben bekommen hat.
Worauf ich besonders stolz bin, ist unser Festivalausweis an sich. Der ist nämlich nicht in einer Plastikhülle, sondern aus Pappe und von einer Firma hergestellt, die versucht, ohne Wasser zu verschwenden und ohne toxische Giftstoffe zu produzieren.
Das Interview führte Katharina Geiger.