Berliner Gedächtniskirche bietet Turm als Werbefläche an

Glockenturm wird zum Werbeträger

Die Kosten für die Restaurierung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche konnten nicht ausschließlich durch Spenden getragen werden. Eine Idee, die sich bewährt hat, kommt wieder zum Zug: der Turm wird zur Werbefläche.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche / © Wolfgang Radtke (KNA)
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Der Glockenturm der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wird zur Werbefläche. Ab Mittwoch wird das sechseckige Gebäude von einem riesigen Rundum-Werbeplakat verhüllt, wie Gedächtniskirchenpfarrer Martin Germer am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst bestätigte. Mit den dringend benötigten Einahmen solle der Glockenturm saniert werden. Die Sanierungskosten ließen sich nicht allein mit Stiftungsgeldern und Spenden aufbringen.

Für die Dauer von sechs Monaten

Welches Unternehmen ab Mittwoch am Glockenturm der Gedächtniskirche werben werde, wollte der Pfarrer vorab nicht sagen. Das Banner könne maximal sechs Monate an dem Baudenkmal hängenbleiben. Die denkmalrechtliche Genehmigung liege dafür vor.

"Es ist keine Selbstverständlichkeit für uns, Kirchengebäude als Werbefläche zur Verfügung zu stellen", begründete Germer die Notmassnahme. Nach seinen Angaben werden allein für die Sanierung des Glockenturms rund vier Millionen Euro benötigt. Davon wolle die Wüstenrot-Stiftung eine Million Euro übernehmen.

Über weitere Fördermöglichkeiten werde aktuell verhandelt. Hinzu kämen nun die Werbeeinnahmen. Wenn alles wie geplant laufe, könnten die Sanierungsarbeiten 2020 beginnen. Laut Germer werden für die Sanierung des gesamten Ensembles der Gedächtniskirche in den kommenden Jahren insgesamt rund 30 Millionen Euro benötigt.

Vor rund 20 Jahren bereits mit Claudia Schiffer geworben

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche stellt Außenflächen bereits zum dritten Mal für Werbung zur Verfügung. Vor rund 20 Jahren machte das Gotteshaus mit einer Kosmetikwerbung mit dem Topmodel Claudia Schiffer Schlagzeilen. 2006 sei die achteckige Fassade des Kirchengebäudes ebenfalls mit Werbeeinnahmen saniert worden.

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde im Krieg zerstört. Ihre Überreste wurden abgerissen, allerdings blieb der Hauptturm stehen und wurde mit seiner abgebrochenen Spitze konserviert. Um ihn herum gruppiert sich seit 1961 ein Gebäudeensemble des Architekten Egon Eiermann. Dazu gehören eine Kapelle und der Glockenturm mit ihren Wänden aus farbigem Glas. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wird jedes Jahr von 1,3 Millionen Besuchern aus aller Welt besucht.


Quelle:
epd