Wie aus dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Lagebericht "Islamismus im Netz 2018" hervorgeht, sind Gewaltdarstellungen und direkte militante Inhalte im Berichtsjahr zurückgegangen." Für islamistische Akteure sind Instagram, YouTube und Telegram aber weiter "ein ideales Rekrutierungsfeld", sagte Stefan Glaser, der Leiter von Jugendschutz.net. Die Gefährdung habe sich kaum verringert.
Jugendliche grundsätzlich überwachen?
Nach Angaben von Bundesjugendministerin Franziska Giffey (SPD) ködern die radikalen Gruppen Minderjährige mit provokanten Videos, Anleihen aus Comics und Computerspielen oder mit subtilen Hassbotschaften. Besonders empfänglich seien Jugendliche, die selbst Diskriminierung erfahren hätten, sich ausgegrenzt und benachteiligt fühlten oder auf Identitätssuche seien.
Giffey kündigte an, noch in diesem Jahr die Novellierung des Jugendmedienschutzes vorzulegen. Dabei sollten auch die Betreiber stärker in die Pflicht genommen werden, etwa durch sichere Voreinstellungen in Online-Chats, niedrigschwellige Melde- und Hilfesysteme oder klare Alterskennzeichnungen. "Anbieter von Plattformen und Diensten müssen sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche nicht mit extremistischen Inhalten konfrontiert werden."
Giffey wandte sich gegen Pläne von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) , dem Verfassungsschutz grundsätzlich die Überwachung von Jugendlichen unter 14 Jahren zu erlauben. Kinder sollten nicht als Täter stigmatisiert werden. In begründeten Fällen bei hohem Risiko sei eine Überwachung schon jetzt möglich.
Propaganda auf Facebook, YouTube, Instagram
Für den Bericht sichtete Jugendschutz.net nach eigenen Angaben insgesamt 19.200 Angebote mit islamistischem Inhalten. Demnach wurden in 649 Beiträgen in sozialen Medien über 870 Verstöße gegen jugendschutzrechtliche Bestimmungen festgestellt. Über die Hälfte betrafen Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, 20 Prozent Kriegsverherrlichung, 14 Prozent die Verletzung der Menschenwürde und 6 Prozent Gewaltdarstellungen.
Ein großer Teil der islamistischen Propaganda befand sich laut Bericht auf Social-Media-Diensten wie Facebook, YouTube, Instagram oder Telegram. Positiv äußerte sich Glaser über die Zusammenarbeit mit den großen Plattformen bei der Löschung. Nur Telegram lösche lediglich 58 Prozent.
Die rückläufige Tendenz von Gewaltdarstellungen führte er auf den Niedergang des IS, neue Strategien und besseres Löschen zurück. Jugendschutz.net könne aber immer nur einen Ausschnitt aller Veröffentlichungen erfassen.