"Die Versprechen von Bayer hinsichtlich Nachhaltigkeit und Verantwortung sind heiße Luft geblieben", sagte Misereor-Landwirtschaftsreferentin Sarah Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Bonn.
Anlässlich der Bayer-Jahreshauptversammlung am Freitag in Bonn forderte Schneider: "Bayer soll den Verkauf von als hochgiftig eingestuften Pestiziden global einstellen. Außerdem sollte Bayer auf den Verkauf von Wirkstoffen verzichten, die in der EU nicht mehr zugelassen sind, welche aber nach wie vor in Drittländern vermarktet werden."
Bayer habe Verantwortung nicht übernommen
Der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann habe bei der Übernahme von Monsanto angekündigt, der Konzern werde die damit einhergehende gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen, sagte Schneider. Doch nichts dergleichen sei geschehen. Bayer wolle zum Beispiel das umstrittene Monsanto-Projekt WEMA (Water-efficient Maize for Africa) weiterführen. Dabei geht es um die Versuche mit einer genmanipulierten Mais-Sorte in Afrika, die dürreresistent sein soll.
Tests hätten jedoch ergeben, dass der Genmais kaum Vorteile gegenüber herkömmlichen Sorten biete und sich durch ihn sogar Resistenzen bei Schädlingen häuften, sagte die Misereor-Referentin.
Bayer hatte Monsanto Anfang Juni vergangenen Jahres für rund 63 Milliarden Dollar übernommen. Die Fusion war unter anderem deshalb in die Kritik geraten, weil zu den Monsanto-Produkten der umstrittene Unkraut-Vernichter Glyphosat gehört. Das Mittel steht unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. In den USA sind deswegen mehrere gerichtliche Verfahren gegen Bayer anhängig. In einem Fall wurde der Konzern bereits zu einer Schadenersatzzahlung in Millionenhöhe verurteilt.
Vertrieb von Pestiziden
Bayer vertreibe darüber hinaus vor allem in Entwicklungsländern Pestizide, die in der EU nicht mehr zugelassen seien, kritisierte Schneider. Der Konzern betone immer wieder, dass die Mittel bei richtiger Anwendung sicher seien. "Tatsächlich zeigen aber verschiedene Untersuchungen, dass die sichere Anwendung ein absoluter Mythos ist.
In der Praxis, gerade auch im globalen Süden, werden die Pestizide häufig ohne die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen angewendet." Zudem habe sich gezeigt, dass die Menschen häufig gar nicht ausreichend über die Gefahren informiert seien.
Misereor fordere deshalb von der Bundesregierung ein Gesetz zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht von Unternehmen in internationalen Wertschöpfungsketten, sagte Schneider. "So lange sich die Berücksichtigung von Menschenrechten auf reine Freiwilligkeit beschränkt, werden die Unternehmen dem nicht ausreichend gerecht."
Zu ihren Vorwürfen gegen den Chemiekonzern haben Misereor und die entwicklungspolitische Organisation Inkota eine Broschüre mit Fallbeispielen aus Argentinien, Brasilien, Indien und Afrika veröffentlicht. Rund um die Bayer-Jahreshauptversammlung am Freitag in Bonn kündigten zudem mehrere Entwicklungshilfeorganisationen sowie die Coordination gegen Bayer-Gefahren und Die Grünen Proteste an.