Zur Beerdigungsfeier auf dem Außengelände des Patriarchatssitzes in Bkerke waren laut Medienberichten mehrere tausend Trauergästen anwesend, darunter mit Vertretern Saudi-Arabiens, Jordaniens und Katars. Die Regierung im Libanon hatte für Mittwoch und Donnerstag eine zweitägige Staatstrauer ausgerufen.
Sfeir, der auch Kardinal der römisch-katholischen Kirche war, war am Sonntag drei Tage vor seinem 99. Geburtstag in einem Krankenhaus in Beirut gestorben. Sein Sarg wurde am Mittwoch in einem Autokonvoi nach Bkerke gebracht. Entlang der rund 20 Kilometer langen Strecke erwiesen laut Medien Tausende dem Alt-Patriarchen die letzte Ehre. Die Küstenschnellstraße blieb für mehrere Stunden gesperrt.
Papst würdigt Verstorbenen
Bei einer Messe für den Verstorbenen am Donnerstag würdigte der Kardinalpräfekt der Vatikan-Kongregation für die orientalischen Kirchen, Kardinal Leonardo Sandri, Sfeirs Einsatz für Frieden und Versöhnung von Christen und Muslimen, wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete.
Papst Franziskus würdigte den Verstorbenen als "freien und mutigen Mann" und Figur von historischem Rang. "Als leidenschaftlicher Verteidiger der Souveränität und Unabhängigkeit seines Landes wird er eine große Gestalt der Geschichte des Libanon bleiben", schrieb der Papst in seinem Beileidstelegramm.
In ihren Beileidsbekundungen verwiesen die politischen und religiösen Verantwortlichen im Libanon auf Sfeirs historische Rolle als "Garant der Unabhängigkeit". Staatspräsident Michel Aoun betonte, Sfeir habe in seinen Stellungnahmen immer die Souveränität und die Unabhängigkeit des Libanon und die Würde seiner Bewohner verteidigt.
Ministerpräsident Saad Hariri, der sunnitischer Muslim ist, sagte, der Patriarch habe in einer "schwierigen Zeit für den Libanon" Mut und Festigkeit gezeigt und sei ein "nationales Symbol" geworden. Auch Drusenführer Walid Jumblatt, der in der Zeit des Bürgerkriegs ein Gegner des Patriarchen war, würdigte Sfeir als "Patriarchen der Versöhnung, der Nächstenliebe und des Friedens". Sfeir hatte sich besonders für die Versöhnung zwischen Maroniten und Drusen eingesetzt.
Leiter der mit Rom verbundenen maronitischen Kirche
Sfeir, am 15. Mai 1920 in dem Dorf Rayfoun nördlich von Beirut geboren, leitete die mit Rom verbundene maronitische Kirche von 1986 bis zu seinem altersbedingten Amtsverzicht 2011. Er gehörte durch seine hartnäckige Opposition gegen den syrisch-iranischen Einfluss im Libanon zu den treibenden Kräften der sogenannten Zedernrevolution, die 2005 den Abzug der syrischen Truppen erzwang.
In den politischen Wirren zum Ende des libanesischen Bürgerkrieges 1990 und im Widerstand gegen die syrische Besatzung bezog Sfeir wiederholt für die nationale Integrität des Libanon Stellung. Auch nach seiner Emeritierung als Patriarch von Antiochien blieb Sfeir eine prägende Gestalt der libanesischen Politik und Gesellschaft.