Weniger Kindern wird heute die Kindheit "geraubt"

Viele Fortschritte, aber noch viel zu tun

Die Hilfsorganisation Save the Children vermeldet Positives. In vielen Staaten geht es Kindern heute besser als noch vor 20 Jahren - in drei Ländern allerdings hat sich die Situation verschlechtert.

Autor/in:
Alexander Riedel
Glückliche Kinder / © Monkey Business Images (shutterstock)
Glückliche Kinder / © Monkey Business Images ( shutterstock )

Diese Nachricht gehört in die Kategorie der "guten": Die Lage für Kinder hat sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten nach Einschätzung von Save the Children weltweit verbessert - und zwar deutlich. Um 280 Millionen ist seit dem Jahr 2000 die Zahl der Jungen und Mädchen zurückgegangen, die von Gewalt, Mangelernährung, Zwangsehen, frühen Schwangerschaften oder fehlendem Zugang zu Bildung betroffen sind. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten aktuellen "Childhood-Index" der Hilfsorganisation hervor.

Danach sind in vielen Bereichen positive Entwicklungen zu verzeichnen. Das Risiko, vor dem Erreichen des fünften Lebensjahrs zu sterben? Gesunken. Die Wahrscheinlichkeit, als Kind arbeiten zu müssen? Gesunken. Das Risiko, eines gewaltsamen Todes zu sterben? Ebenfalls gesunken. Die gute Entwicklung sei einem veränderten politischen Willen zu verdanken, aber auch sozialen Investitionen und der Umsetzung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, meint Save the Children.

Deutschland auf Platz sechs

176 Länder hat die Organisation für ihren Bericht in diesem Jahr untersucht und daraus eine Rangliste erstellt. Ganz vorn: Singapur. Danach folgen Schweden, Finnland, Norwegen und Slowenien, Deutschland liegt auf Platz sechs. Westeuropäische und südostasiatische Länder machen die Top Ten unter sich aus. Am anderen Ende der Liste stehen hingegen vor allem Staaten aus West- und Zentralafrika, unter ihnen etwa Niger, Tschad und die Zentralafrikanische Republik. Große Länder wie China, Russland und die USA landen in den 30ern.

Für ihren diesjährigen Bericht hat die Organisation die aktuellen Daten mit denen aus dem Jahr 2000 verglichen. Nur in drei Ländern hat sich demnach die Situation für Kinder seither verschlechtert: Syrien, Venezuela sowie Trinidad & Tobago. In allen drei Staaten sind Kinder in den vergangenen Jahren häufiger Opfer von Gewalt geworden. Hinzu kommen zum Beispiel mangelnde Ernährung oder Vertreibungen.

Vertreibungen weiterhin großes Problem

Vertreibungen in Konflikten sind laut Save the Children der einzige negative Faktor, der in den beiden untersuchten Jahrzehnten zugenommen hat. Gegenüber 2000 stieg die Zahl der Kinder auf der Flucht um 80 Prozent auf rund 31 Millionen. Von Konflikten waren zuletzt 420 Millionen Kinder betroffen, doppelt so viele wie 1995. "Das Phänomen der 'geraubten Kindheit' konzentriert sich zunehmend in den Konfliktgebieten der Welt", heißt es in dem Bericht.

Daher warnt die Vorsitzende von Save the Children Deutschland, Susanna Krüger, denn auch, dass sich die Menschheit auf den in anderen Feldern erreichten Fortschritten nicht ausruhen dürfe. "Noch immer haben 690 Millionen Kinder keine Kindheit", beklagt sie. Dies entspreche jedem vierten Kind auf der Welt. Doch jeder Junge und jedes Mädchen habe das Recht auf eine Kindheit. "Regierungen dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Kinder arbeiten müssen, durch behandelbare Krankheiten wie Lungenentzündung sterben oder Mädchen schwanger werden."

Fortschritte auch in Äthiopien

Die größten Fortschritte sind laut Save the Children indes in einigen der ärmsten Länder zu beobachten: So sei zum Beispiel in Ruanda die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren um fast 80 Prozent gesunken, die Quoten bei Kinderarbeit, Teenagerschwangerschaften und Kindsmorden hätten sich halbiert. In Sierra Leone werde aktuell statt einem von fünf Kindern nur noch eines von 700 gewaltsam vertrieben.

Auch Äthiopien und Niger machten große Fortschritte - wenngleich sie trotzdem auf hinteren Plätzen verharren.

 


Quelle:
KNA