Um die zivile Seenotrettung im Mittelmeer zu unterstützen, reist der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kurzfristig nach Sizilien. Er will auf der Insel das von Italien festgesetzte Schiff "Sea-Watch 3" besuchen. "Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen oder sie in die schlimmen Lager in Libyen zurückzuschicken, das ist keine Option für Europa", sagte Bedford-Strohm am Freitag.
Kapitän vor Gericht
Die "Sea-Watch 3" wurde Mitte Mai nach einem Rettungseinsatz beschlagnahmt, gegen den Kapitän laufen Vorermittlungen. "Wir sind zuversichtlich, dass die ersten Ermittlungen zu nichts führen werden", sagte Ruben Neugebauer, Sprecher der deutschen Organisation Sea-Watch, die das Rettungsschiff betreibt, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Unklar sei jedoch, wie lange sich das Prozedere hinziehen werde und was genau die Organisation erwarte. Derweil könne die "Sea-Watch 3" nicht auslaufen und Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer retten. Die in Berlin ansässige Organisation Sea-Watch wird unter anderem von der EKD unterstützt.
Flüchtlinge drohten mit Selbstmord
Der italienische Innenminister Matteo Salvini wirft dem Kapitän Arturo Centore das illegale Eindringen in italienische Gewässer vor. "Wir haben uns an internationales Recht gehalten", sagte Neugebauer. Das Verbot Salvinis verstoße laut den UN gegen internationales Recht.
Die "Sea-Watch 3" hat laut Neugebauer italienisches Hoheitsgebiet angefahren, weil Flüchtlinge an Bord mit Selbstmord gedroht hätten, sollten sie nicht bald von Bord gehen können. "Solche Situationen muss man sehr ernst nehmen, die Menschen sind verzweifelt". Aus Angst, nach Libyen gebracht zu werden, versuchten manche Flüchtlinge, an Land zu schwimmen.
Jeden Tag ertranken mehr als 5 Menschen
Laut Neugebauer wird Bedford-Strohm, sollten ihn die italienischen Behörden daran hindern, die "Sea-Watch 3" zu betreten, an Land mit der Crew sprechen. Der Theologe sagte in einem bei Youtube verbreiteten Statement, 2018 seien mehr als 2.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. "Dieses Sterben muss ein Ende haben."
Neugebauer zufolge hat die Zahl der Menschen, die über das Mittelmeer Europa erreichen wollen, in den vergangenen Tagen wieder zugenommen. Es seien zwischen fünf und zehn Flüchtlingsboote pro Tag gesichtet worden. "Es gab dabei mehrere Tote, unter anderem weil die italienische Marine ihnen Hilfe verweigert hat, obwohl sie in der Nähe war."