Alle muslimischen Minister in Sri Lanka zurückgetreten

Religiöse Spannungen

Sie beklagen pauschale Schuldzuweisungen und Hasskampagnen: Nach Gewaltdrohungen radikaler Buddhisten gegen Muslime sind auf Sri Lanka alle muslimischen Minister der Regierung aus Protest zurückgetreten.

Nach den Anschlägen in Sri Lanka / © Gemunu Amarasinghe (dpa)
Nach den Anschlägen in Sri Lanka / © Gemunu Amarasinghe ( dpa )

In ihrer Rücktrittserklärung forderten sie laut örtlichen Medienberichten (Dienstag) eine "ordentliche" Ermittlung zu den Hintergründen der islamistischen Terroranschläge auf Kirchen und Hotels vom Ostersonntag. Zudem beklagten sie

"Unschuldige Muslime werden Ziel von Hasspredigten, fortgesetzten Angriffen und Drohungen. Viele wurden willkürlich festgenommen. Das muss aufhören", zitiert das Portal News.lk aus der Erklärung. Bei den jüngsten Anschlägen von Islamisten im mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka waren 256 Menschen gestorben.

Nach der Drohung mit einer Welle antimuslimischer Gewalt durch die Mönchsorganisation "Buddhistische Streitmacht" (BBS) hatte die Regierung von Präsident Maithripala Sirisena am Montag bereits einen muslimischen Minister und zwei muslimische Provinzgouverneure entlassen. In Kandy demonstrierten am Montag Tausende Buddhisten gegen Muslime. In der Stadt begann der buddhistische Mönch Athuraliye Rathana Thero einen Hungerstreik.

Druck ausüben

Die Mönche wollen mit ihren Aktionen Druck ausüben, um die "Verbreitung des Wahhabismus" zu stoppen. Kardinal Malcolm Ranjith zog sich derweil mit einem Besuch des hungerstreikenden Mönchs den Unmut der Regierung zu. Sie warf dem Erzbischof von Colombo vor, "Hass und Spannungen zwischen einzelnen Gruppen" zu schüren.

Kritiker werfen indes Präsident Sirisena vor, zur Ablenkung von eigenem Versagen bei der Terrorbekämpfung gemeinsame Sache mit radikalen Buddhisten zu machen. In der vergangenen Woche war der Generalsekretär der BBS, Galagoda Aththe Gnanasara Thero, vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen worden.

Am Dienstag kam zudem der wegen Gewaltaufrufen gegen Muslime festgenommene Amith Weerasinghe gegen Kaution wieder auf freien Fuß. Weerasinghe ist der Anführer der radikalen buddhistisch-nationalistischen Organisation Mahason Balakaya.


Quelle:
KNA