Sollten Sakramente zu Sanktionszwecken eingesetzt werden?

"Keine gute Methode der Seelsorge"

Sollte man katholischen Abtreibungsbefürwortern aus der Politik die Kommunion verweigern? Jüngst machte ein Fall aus den USA Schlagzeilen. Der emeritierte Fuldaer Bischof Algermissen sieht darin keinen geeigneten Beitrag zum Lebensschutz.

Kommunion / © Wideonet (shutterstock)

"An den Pranger zu stellen im Sinne eines öffentlichen Tribunals ist nie eine gute Methode der Seelsorge", schreibt Heinz Josef Algermissen in der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".

Hintergrund ist, dass der Bischof von Springfield im US-Bundesstaat Illinois zwei katholische Politiker vom Empfang der Kommunion ausschloss. Sie hatten zuvor zugestimmt, dass Abtreibungen aus Steuermitteln finanziert werden und bis zur Geburt legal sind.

Wo war das persönliche Gespräch?

Algermissen schreibt, der Fall offenbare ein Kernproblem, das weit über das Geschehen in Illinois hinausreiche. Dabei äußert er die Vermutung, dass die betroffenen Abgeordneten hinreichend über die kirchliche Position zur Abtreibung informiert gewesen und trotzdem für eine Legalisierung gestimmt hätten.

Es stelle sich die Frage nach den Gründen einer verbreiteten "innerlichen Blockade", das Lebensrecht des ungeborenen Kindes und seine fundamentale Begründung konsequent anzuerkennen. 

Nach Algermissens Auffassung hätte der Ortsbischof zunächst persönlich mit den beiden Abtreibungsbefürwortern sprechen sollen.

"Aufklärung zugunsten eines umfassenden Lebensschutzes ist ein weitaus wirksameres Mittel zur Gewissensbildung als der Versuch, das Sakrament der Eucharistie zu Sanktionszwecken einzusetzen." Gegenüber Tendenzen einer "Kultur des Todes" bedürfe es keiner Intervention nach amerikanischem Vorbild, sondern geduldiger Überzeugungsarbeit gegen die allgemeine Gleichgültigkeit, so der Bischof.


Bischof Heinz Josef Algermissen / © Uwe Zucchi (dpa)
Bischof Heinz Josef Algermissen / © Uwe Zucchi ( dpa )
Quelle:
KNA