Zahl der Austritte aus katholischer Kirche stark gestiegen

"Besorgniserregende Statistik"

Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland ist 2018 stark gestiegen. Angesichts der zweithöchsten Zahl seit der Wiedervereinigung spricht die Deutsche Bischofskonferenz von einer "besorgniserregenden Statistik".

Leere Kirchenbänke / © SV Digital Press (shutterstock)
Leere Kirchenbänke / © SV Digital Press ( shutterstock )

So äußerte sich der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. 216.078 Katholiken verließen im vergangenen Jahr ihre Kirche, wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilte an diesem Freitag in Bonn mitteilte. Das sind rund 29 Prozent mehr als im Vorjahr (167.504) und etwa 0,9 Prozent aller Katholiken im Land.

Keine Statistiken über Austrittsgründe

In den vergangenen drei Jahren hatten die Austrittszahlen zwischen 160.000 und 180.000 gelegen. 2014 erreichten sie nach dem Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst den bisherigen Höchststand von 217.716. Über die Gründe liegen keine Statistiken vor. Befragungen von Standesämtern in den vergangenen Monaten legen aber auch einen Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal nahe.

Insgesamt gehören damit knapp über 23 Millionen Bundesbürger der katholischen Kirche an, während es 2017 noch 23,31 Millionen waren.

Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sank von 28,2 Prozent im Jahr 2017 auf 27,7 Prozent. Den evangelischen Kirchen gehören 21,14 Millionen Mitglieder an (25,4 Prozent).

Demografische Faktoren beim Rückgang der Katholikenzahlen

Neben den Austritten tragen auch demografische Faktoren zum Rückgang der Katholikenzahlen bei. Die Zahl der Taufen, Wiederaufnahmen und Neueintritte liegt deutlich unter der Zahl der Bestattungen. So ging die Zahl der Taufen um rund 2.000 auf 167.787 zurück, die Zahl der Eintritte sank um rund 400 auf 2.442 und die Zahl der Wiederaufnahmen verringerte sich um rund 380 auf 6.303. Dem stehen rund 243.705 Bestattungen gegenüber, 120 weniger als im vergangenen Jahr.

Langendörfer betonte die Bereitschaft der Bistümer und Gemeinden zur Suche nach neuen Wegen und zum Gespräch: "Wir verstehen, wenn durch Entfremdungsprozesse oder einen großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und Glaubwürdigkeit verspielt wurde." Initiativen wie "Maria 2.0" zeigten, dass die Menschen Veränderungen in der Kirche wollten. Der jetzt eingeleitete "synodale Weg" wolle das aufgreifen.

Es gehe um einen Wandel, der Glaubwürdigkeit und Vertrauen wieder herstelle.

Zahl kirchlicher Trauungen gestiegen

Als positives Zeichen wertete es der Sekretär, dass die Zahl der kirchlichen Trauungen mit 42.789 leicht gestiegen sei: "Dennoch zeigen die Zahlen der anderen Sakramentenspendungen, dass der Abwärtstrend nicht zu stoppen ist." Trotz der weiter geringen Zahl der Priester könne die Kirche ihre Seelsorgeaufgaben weiter erfüllen.

Dazu trügen auch die stabil gebliebene, beziehungsweise leicht ansteigende Zahl der Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten sowie das Engagement weiterer Berufgruppen und Ehrenamtler bei.

Einige wichtige Zahlen in der Übersicht:

Aus der katholischen Kirche traten 216.078 Menschen aus, rund 29 Prozent mehr als im Vorjahr (2017: 167.504; 2016: 162.093).

Zur katholischen Kirche und ihren 27 Bistümern gehören damit exakt 23.002.128 Mitglieder. Das sind 27,7 Prozent der Gesamtbevölkerung, von 83,02 Millionen Bundesbürgern. 2017 gab es 23,31 Millionen Katholiken (28,2 Prozent), 2016 23,58 Millionen (28,5 Prozent).

Den evangelischen Kirchen gehörten 2018 insgesamt 21.140.599 Mitglieder an (25,4 Prozent). Insgesamt sind damit 44.142.727 Bundesbürger Mitglied einer der großen Kirchen und damit 53,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. 2017 waren es noch 54,2 Prozent.

Hinzu kommen nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gut 1,5 Millionen orthodoxe Christen sowie knapp 900.00 Angehörige anderer Freikirchen und christlicher Gemeinschaften. Damit kommt man auf insgesamt 46.581.00 Christen in Deutschland und einen Anteil von 56,1 Prozent. Dieser Anteil lag 2017 bei 57,6 Prozent.

Der durchschnittliche Kirchenbesuch in der katholischen Kirche sank von 9,8 auf 9,3 Prozent (2016:10,2).

Aufgrund von Strukturveränderungen in den Bistümern ist die Zahl der katholischen Pfarreien weiter zurückgegangen von 10.191 auf 10.045 (2016: 10.280).

Die Gesamtzahl der Priester ging von 13.560 auf 13.285 zurück (2016: 13.856). Erneut leicht gestiegen sind die Zahlen der Ständigen Diakone - von 3.308 auf 3.327 (2016: 3.296).

Einen Anstieg gab es ebenfalls bei den Pastoralreferenten - von 3.238 auf 3.273. Davon sind 1.778 männlich, also 54 Prozent. Von den 4.537 Gemeindereferentinnen und -assistentinnen (2017: 4.557) sind 3.558 weiblich und damit 78 Prozent.   

Die Zahl der Trauungen in der katholischen Kirche hat leicht zugenommen - von 42.523 auf 42.789 (2016: 43.610).

Bei den Taufen gab es einen Rückgang von 169.751 auf 167.787 (2016: 171.531).

Im vergangenen Jahr konnte die katholische Kirche 2.442 Eintritte (2017: 2.647) und 6.303 Wiederaufnahmen (2017: 6.685) verzeichnen.

Die Zahl der katholischen Beerdigungen sank leicht von 243.824 auf 243.705 (2016: 243.323) und übersteigt damit die Zahl der Taufen und Eintritte um rund 67.300.

 

Pater Hans Langendörfer / © Harald Oppitz (KNA)
Pater Hans Langendörfer / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA