Katholiken protestieren gegen Präsidenten Ortega

Für ein sozial gerechtes Nicaragua

Tausende Katholiken haben bei einer traditionellen Pilgerfahrt in Nicaragua gegen die Regierung des Präsidenten Daniel Ortega protestiert. Bei der Prozession in der Stadt Matagalpa zeigten sie sich mit dem regierungskritischen Bischof Rolando Álvarez solidarisch.

Daniel Ortega / © Alejandro Ernesto (dpa)
Daniel Ortega / © Alejandro Ernesto ( dpa )

Álvarez rief nach Berichten der Tageszeitung "La Prensa" bei der Pilgerfahrt dazu auf, für ein sozial gerechtes Nicaragua einzutreten. Teilnehmer der Pilgerfahrt hätten die Freilassung aller politischen Gefangenen gefordert.

Vier Tage zuvor hatte Álvarez die Regierung kritisiert, weil er von einer Gruppe bewaffneter Männer in militärischer Kleidung belagert worden sei, während er sich in der Diözese von Matagalpa mit religiösen Führern getroffen habe. Zu dem Vorfall kam es wenige Tage vor den Feiern zum 40. Jahrestag der sandinistischen Revolution, die von der Regierung ausgerichtet wurden.

Verhältnis zwischen Kirche und Regierung

Nach Angaben der Opposition gab es vor den Feiern am Samstag eine Welle von Repressalien gegen Regimegegner. Ortega wandte sich an dem Jahrestag vor seinen Anhängern erneut gegen die Forderung, vor dem Ende seiner Amtszeit 2021 zurückzutreten. Zudem will er keine weiteren Gespräche mit der Opposition führen. Der einzige Dialog, der unter den derzeitige Umständen geführt werden könne, müsse mit "Bauern, Arbeitern und Gremien" geführt werden, die an der Entwicklung des Landes arbeiten wollten.

Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Regierung ist schwer belastet. Ortega bezichtigt das Episkopat, sich auf die Seite der Opposition zu stellen.

Nicaragua befindet sich in einer schweren politischen Krise, seit Ortega im April 2018 gegen oppositionelle Proteste vorgegangen ist, die sich zunächst gegen eine Sozialreform gerichtet hatten. Nach Angaben der Interamerikanischen Menschenrechtskommission sind bei Auseinandersetzungen zwischen Polizisten, Paramilitärs und Demonstranten 325 Menschen ums Leben gekommen.


Quelle:
epd