Sophie von Maltzahn über ihren Roman "Liebe in Lourdes"

Wie göttliche und irdische Liebe zusammenhängen

Lourdes wird zur Kulisse für eine moderne Liebesgeschichte. Dabei macht die Romanheldin Kassandra eine Glaubenserfahrung, die ihr Leben prägt und verändert - die Mutter Gottes von Lourdes als Ankerpunkt für eine Suchende.

Sophie von Maltzahn / © Carolin Saage (KiWi)
Sophie von Maltzahn / © Carolin Saage ( KiWi )

Warum ausgerechnet Lourdes? Warum siedelt die Berliner Autorin Sophie von Maltzahn ihren zweiten Roman in einem katholischen Wallfahrtsort an? Diese Frage drängt sich auf, denn Lourdes ist ein Ort, über den aufgeklärte Menschen gerne schmunzeln. Die Mutter Gottes soll hier einem Hirtenmädchen erschienen sein. Heilendes Wasser soll aus einer Quelle sprudeln und Menschen von ihren Leiden befreien. Und ausgerechnet hier findet die moderne Romanheldin Kassandra ihre große Liebe?

Das Phänomen Lourdes

Die Versuchsanordnung für "Liebe in Lourdes" ist gewagt. Sophie von Maltzahn weiß das natürlich. "Meine Romanheldin Kassandra ist eine Kontrastfigur", sagt sie im DOMRADIO.DE Interview. "Sie lebt in Berlin, sie ist 39 Jahre alt, sie ist Single - aber sie läßt sich auf das Phänomen Lourdes ein".

Kassandra nimmt an der Wallfahrt der Malteser teil. Das Besondere dieser Wallfahrt ist, dass jedem Pilger eine Woche lang ein beeinträchtigter Mensch zugewiesen wird. So muss sich auch Kassandra während der Wallfahrt um ein schwer behindertes Kind kümmern. "Sie hat selbst keine Kinder", sagt die Autorin, "und sie fragt sich, welche Rolle der Mutterwunsch in ihrem Leben spielt, denn sie empfindet eine Lücke, die ihr Drumherum in Berlin nicht füllen kann. Mit dieser Frage fährt sie nach Lourdes".

Agape und Eros

In dem Wallfahrtsort begegnet der Romanheldin die metaphysische Figur der Maria. Die Mutter Gottes sei doch die Ur-Figur des Mütterlichen überhaupt, sagt von Maltzahn. Die Romanheldin erlebe diese Begegnung auch als eine Besänftigung. "Denn sie merkt, da ist was in mir, und das ist gut, so wie es ist. Das merkt sie auch ganz real in der Fürsorge für das Kind und dann auch in der Begegnung mit Oki, dem Mann, in den sie sich verliebt. Nach dieser Woche fährt sie völlig überwältigt aber reich beschenkt zurück".

Damit erklärt sich auch, warum die Autorin Lourdes als Kulisse für ihren Liebesroman gewählt hat. "In Lourdes finden sich Menschen und verlieben sich auch ineinander", sagt sie. Das sei ein Phänomen dieses besonderen Ortes, denn wer der göttlichen Liebe begegne, sei nicht weit von der irdischen Liebe entfernt.

Eine authentische Geschichte

Sophie von Maltzahn hat sich das alles nicht zu Hause in Berlin am Schreibtisch ausgedacht. Sie selbst hat achtmal an der Malteser Wallfahrt nach Lourdes teilgenommen. Aber ihr Roman sei ein Roman und kein autobiographisches Buch, sagt sie, und dann fügt sie hinzu. "Es ist aber ein authentisches Buch. Schon bei meiner dritten Lourdes-Fahrt hatte ich dieses irre Gefühl: Das wird mein nächster Stoff. Ich möchte festhalten, was hier passiert, was diesen Zauber hier ausmacht".

Und dann schwärmt die Autorin von der Glaubenserfahrung, die sie selbst in Lourdes gemacht habe und die sie auch ihre Romanheldin erleben läßt. "Kassandra hat solche Erfahrungen bislang nur auf Elektrofestivals in Berlin gemacht, da ist ja auch jeder ein wenig erleuchtet", hat von Maltzahn beobachtet. "Kassandra versucht da ihre Anker aus der bisherigen Welt zu schlagen, um zu beschreiben, was sie in Lourdes erlebt – und dafür Bilder zu finden.

"Liebe in Lourdes" ist ein wunderbarer Liebesroman, der auch davon erzählt, wie Eros, Agape und Philia zusammenhängen. Sophie von Maltzahn gelingt es, unmittelbare Glaubenserfahrungen in Worte zu fassen, ohne sich dabei in Kitsch, Pathos oder Ironie zu verlieren.


Lichterprozession in Lourdes / © Maren Breitling (KNA)
Lichterprozession in Lourdes / © Maren Breitling ( KNA )

Rosenkranz-Basilika in Lourdes / © Maren Breitling (KNA)
Rosenkranz-Basilika in Lourdes / © Maren Breitling ( KNA )
Quelle:
DR