Dabei solle es nicht immer nur um Amtsträger oder die "heißen Eisen" gehen, sagte die Ordensfrau der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". "Es gibt ganz andere Formen von Schuld, die Menschen verletzt." Sehr fromme Menschen könnten zu hart mit ihren Mitchristen umgehen. Jeder müsse ehrlich mit sich und den anderen sein. "Wenn ich mit meinem Nachbarn gestritten habe, kann ich nicht einen halben Tag später zur Kommunion gehen, ohne mich versöhnt zu haben."
Hohe Erwartungen an die Kirche
Die Ordensfrau sagte, in ihrer Wahrnehmung träten Bischöfe und Priester "oft sehr selbstkritisch auf". Das müsse aber nicht heißen, "dass man sich wirklich auch mit seiner Schuld befasst und sie eingesteht". Die Dominikanerin und ehemalige Hochschullehrerin beteiligt sich noch bis Ende August an der vom Bistum Regensburg initiierten Aktion "Austrittstelefon", bei der sie täglich zwei Stunden Anrufe von Menschen entgegennimmt, die aus der Kirche ausgetreten sind oder mit ihrem Glauben hadern.
Die Dominikanerin sagte, die Anrufer seien "Menschen, die sich intensiv Gedanken machen und die etwas zu sagen haben, denen der Austritt auch weh tut". Es seien "gute Menschen, von denen wir etwas lernen können". Oft hätten die Anrufer sehr hohe Erwartungen an die Kirche. "Sie soll eine Vorbildfunktion erfüllen, der sie aber nicht gerecht wird." Die Theologin sagte, sie empfehle den Anrufern, ihre Erwartungen an die Kirche zurückzuschrauben. Sie sollten "nicht zu hoch fliegen, sondern wieder auf die Erde zurückkommen". Die Kirche werde nie perfekt sein. "Es wird unter Gläubigen auf der Erde immer wieder Unrecht und Verletzungen geben."