DOMRADIO.DE: Pilger-Staffellauf heißt: Jeder aus Ihrem Verein läuft eine oder mehre Etappen?
Andreas Dörner (1. Vorsitzender des Schützenvereins St. Laurentius Schreibershof): Ja genau. Es sind 1.750 Kilometer. Die schafft natürlich keiner an einem Stück – schon gar nicht bekommt jemand so viel Urlaub. Deswegen gab es den Gedanken, die Strecke in Etappen aufzuteilen. So geht dann immer ein Team von mindestens vier bis elf Leuten drei Tage lang. Im Alter von 16 bis 68 Jahren ist alles dabei.
DOMRADIO.DE: Der Anlass für diese ungewöhnliche Aktion ist zum einen Ihr 120jähriges Vereinsjubiläum. Aber es steckt noch eine andere Idee dahinter?
Dörner: Unsere Fahnenoffiziere waren der Meinung, man müsste mal was Besonderes machen und einmal im Leben über unsere Grenzen hinausgehen. Da ist so ein Projekt genau das Richtige. Es ist auch ein bisschen schwierig umzusetzen. Da braucht man natürlich Unterstützer, die wir in Industrie und Handwerk gefunden haben. So ist das Projekt dann auch mehr und mehr gewachsen. Ich habe mal geguckt, die erste E-Mail dazu ist im September 2017 verschickt worden.
DOMRADIO.DE: Sie haben einen großen Rucksack dabei, auf dem steht "Glaube, Sitte, Blasenpflaster". Was ist da drin?
Dörner: Da ist natürlich unsere Fahne drin, unsere Standarte, die von Etappe zu Etappe weitergegeben wird, so dass wir sie Stück für Stück bis nach Rom tragen. Das Schützenwesen im Allgemeinen läuft ja unter dem Motto "Glaube, Sitte, Heimat". Daher die leichte Abwandlung in Bezug auf das Wandern.
DOMRADIO.DE: Sie gehen Etappen, die am Tag 20 bis 25 Kilometer lang sind. Da ist es ja tatsächlich nicht so unrealistisch, dass sich da jemand eine Blase läuft. Was passiert mit Leuten, die vielleicht sagen "Ich kann es nicht mehr" oder gibt es die nicht?
Dörner: Bis jetzt haben alle durchgehalten. Trotz Blasen sind alle angekommen. Wenn der ein oder andere Probleme hat, die dann zu groß werden, gibt es sicherlich die Möglichkeit, denjenigen auch mit Bus oder Taxi zu transportieren. Die anderen Wanderer werden die Fahne aber weiter tragen, bis sie in Rom ankommt. Die muss zu Fuß getragen werden!
DOMRADIO.DE: Es gibt Leute, die laufen zum Beispiel den Rheinsteig über Jahre. Sie fahren mit dem Zug wieder dahin, wo sie aufgehört haben und laufen von da aus weiter. Wie organisieren Sie das bei der Pilgerstaffel?
Dörner: Wir hatten das Glück, dass wir ein Autohaus aus der Nachbarschaft haben, das dieses Projekt unterstützt und uns ein Fahrzeug zur Verfügung stellt. Dieses Fahrzeug bringt das Team, das fertig ist, mit dem Bus nach Hause – und das neue Team, das losgeht, mit dem Bus zur nächsten Etappe. Wenn wir in Italien sind, dann sind auch schon mal zehn Stunden Busfahrt geplant. Am Ende der ganzen Wanderschaft wird dieses Fahrzeug bestimmt 45.000 Kilometer gefahren sein.
DOMRADIO.DE: Sie sind ja selber auch schon mal mitgelaufen. Sie belassen es aber nicht bei einer Etappe sondern Sie machen sogar vier. Sind Sie auch dabei, wenn es in den letzten Tagen dann wirklich zum Ankommen nach Rom geht? Was erwartet Sie?
Dörner: Ja, da bin ich auch dabei. In Rom kommen dann nicht nur diese 120 Wanderer zusammen, sondern auch noch unsere Frauen und die, die nicht mitkommen konnten. Das sind dann noch weitere 120 Personen. Besonders schön ist dabei der Zusammenhalt hier im Ort. Das ist natürlich schon ein schönes Gefühl, wenn man merkt: Die ganze Gemeinde steht hinter einem und unterstützt dieses Projekt. Die sterblichen Überreste des Heiligen Laurentius liegen in Rom begraben. Da wollen wir natürlich auch die entsprechende Kapelle besuchen und dort eine Messe feiern.
DOMRADIO.DE: Was ist eigentlich mit einem Pilgerbuch? Normalerweise hat man als Pilger ja ein kleines Büchlein, in dem man Stempel sammeln kann – haben Sie so etwas auch?
Dörner: Ja, sowas haben wir auch. Das übergeben wir, wie die Fahne, jedes Mal von Team zu Team. Wir schreiben auch jeden Tag einen Tagebucheintrag. Der kann auf unserer Homepage gelesen werden. Aus diesen ganzen Einträgen wollen wir später auch ein Buch verfassen.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.