Der Vorfall geschah vor rund 40 Jahren im emsländischen Brögbern, wie die Diözese am Sonntag in Osnabrück mitteilte. Eine betroffene Frau habe sich beim Beauftragten des Bistums für Opfer sexueller Gewalt gemeldet und einen Übergriff angezeigt.
Der beschuldigte Pfarrer Franz R. starb 2007 im Alter von 86 Jahren, wie es hieß. Die Diözese bittet weitere mögliche Betroffene, sich zu melden.
Bistum bot psychologische Begleitung an
Die Gemeinde wurde am Sonntag in der Kirche Sankt Marien in Brögbern durch den Personalreferenten des Bistums, Ulrich Beckwermert, über den Vorwurf informiert. Eine nicht in der Gemeinde wohnende Frau habe dem Beauftragten geschildert, dass sie vor rund 40 Jahren als Mädchen von Pfarrer R. missbraucht worden sei.
Sie habe den Wunsch geäußert, dass der Vorwurf öffentlich gemacht werde. Der Frau wurde laut Bistum psychologische Begleitung angeboten.
In Missbrauchsstudie der Bischöfe erfasst
Laut Beckwermert gehört Pfarrer R. zu den 35 beschuldigten Priestern, die das Bistum im Rahmen der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz im September vergangenen Jahres angegeben habe.
Grund sei, dass der Geistliche 2002 von einem Mann beschuldigt worden sei, Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre übergriffig gewesen zu sein. Der Pfarrer habe demnach die Taten nicht selbst ausgeführt.
Vielmehr habe es sich um eine Anordnung von "Strafmaßnahmen" unter Ministranten gehandelt, insbesondere durch Schläge auf das Gesäß. Der Betroffene habe damals darum gebeten, die Staatsanwaltschaft nicht einzubeziehen, so das Bistum. Dem damals 83-jährigen Pfarrer sei 2003 verboten worden, öffentlich Gottesdienste zu zelebrieren.
Zelebrationsverbot seit 2003
Pfarrer R. war laut Angaben von 1952 bis 1955 Vikar in Melle im Landkreis Osnabrück und in der Folge bis zum Eintritt in den Ruhestand 1995 Priester in Brögbern. Nach dem Zelebrationsverbot 2003 habe der an Demenz erkrankte Priester bis zu seinem Tod 2007 in einem Altenheim gelebt.
Das Bistum Osnabrück hatte in den vergangenen Monaten mehrere Missbrauchsvorwürfe aus den 60er und 70er Jahren öffentlich gemacht, darunter in Merzen und Hagen am Teutoburger Wald (beide Landkreis Osnabrück) sowie Meppen (Landkreis Emsland). Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode hatte dabei auch Fehler eingeräumt, weil damals verdächtigte Priester zum Teil weiter in der Seelsorge tätig waren.