Franziskus setzt auch bei der Amazonas-Synode auf Umweltthemen

Der grüne Papst und die grüne Lunge

Der Umweltschutz steht auf der Agenda der Amazonas-Synode im Herbst im Vatikan. In genau einem Monat ist es soweit. Probleme wie Klimawandel und Wassernot hat der Papst schon zuvor benannt - und auch den Vatikan sensibilisiert.

Autor/in:
Stefanie Stahlhofen
Papst Franziskus pflanzt einen Baum / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus pflanzt einen Baum / © Osservatore Romano ( KNA )

"Wir sind alle besorgt um die großen Brände, die sich in Amazonien entwickelt haben. Beten wir dafür, dass sie schnellstmöglich gebändigt werden" - diesen Appell sendete Papst Franziskus an einem Sonntag im August vom Petersplatz in die Welt.

Das Amazonasgebiet als grüne Lunge sei "lebensnotwendig für unseren Planeten", betonte das Kirchenoberhaupt.

Schwere Waldbrände

Die Waldbrände, die sich diesen Sommer ihren Weg durch Amazonien fräsen, sind die schwersten seit Jahren. Sie bringen eine Region in die Schlagzeilen, die Papst Franziskus schon länger im Blick hat - auch angesichts ihrer Bedeutung für die Umwelt. So kündigte er bereits im Oktober 2017 eine Sondersynode zum Amazonasgebiet an.

Dabei erwähnte er explizit auch eine "Krise des Amazonas-Regenwaldes, der Lunge von entscheidender Bedeutung für unseren Planeten".

Bei der Sondersynode zu Amazonien, die nun vom 6. bis 27. Oktober im Vatikan tagt, ist die Umwelt nicht das Hauptthema. Vorrangig soll es um Theologie und Seelsorge in Amazonien gehen. Dennoch werden auch Umweltfragen eine Rolle spielen. Zumal diese dem Papst aus Argentinien schon lange ein Anliegen sind.

Bereits mit der Wahl des Namens "Franziskus" setzte Jorge Mario Bergoglio nach seiner Wahl zum Papst im März 2013 auch ein Zeichen für Umweltbewusstsein. Schließlich ist der heilige Franziskus (1182-1226) nicht nur für sein Engagement gegenüber Armen bekannt. Er steht auch für eine besondere Achtung der Umwelt und Natur, wie sie etwa in seinem als "Sonnengesang" bekannten Gebet zum Ausdruck kommt.

"Laudato si" Lobgesang auf die Schöpfung

Der Lobgesang auf die Schöpfung aus dem Mittelalter, der mit den lateinischen Worten "Laudato si" beginnt, war dann auch Namensgeber für die Umwelt- und Sozialenzyklika des Papstes, die er 2015 veröffentlichte.

In dem Schreiben wirbt er unter anderem für eine ganzheitliche Ökologie und warnt vor den Folgen des Klimawandels. Der stelle ein "globales Problem mit schwerwiegenden Umwelt-Aspekten und ernsten sozialen, wirtschaftlichen, distributiven und politischen Dimensionen" dar und sei eine "der wichtigsten aktuellen Herausforderungen an die Menschheit", schreibt Franziskus.

In den Blick der breiten Öffentlichkeit rückt das erst später, durch die Schulstreiks der schwedischen Umweltaktivistin Greta Thunberg.

Sie traf den Papst übrigens dieses Jahr im April am Rande einer seiner Generalaudienzen; auf ihre Initiative hin, wie es aus dem Vatikan hieß. Dabei bestärkten sich beide in ihrem Engagement für den Umweltschutz. Viel mehr wurde offiziell über die kurze Begegnung nicht bekannt, bei der die Schülerin dem Papst auch ihr Plakat mit der Aufschrift "Join the climate strike" zeigte.

Der Papst nahm daraufhin zwar nicht an ihrer nächsten Kundgebung der "Fridays for future" zwei Tage später in Rom teil; aber die katholische Kirche erneuerte ihre Unterstützung der Demonstrationen für mehr Klimaschutz. Die politisch Verantwortlichen müssten "auf den dramatischen Schrei hören", den die Wissenschaftler und die Jugendbewegung für das Klima erheben, erklärte der Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde, Kardinal Peter Turkson, in einer Botschaft zum vierten Jahrestag des Umweltschreibens "Laudato si".

Papst Franziskus selbst machte seine Unterstützung für die jungen Klimaaktivisten erst jüngst persönlich deutlich. In seiner am 1. September veröffentlichten Botschaft zum Gebetstag für die Bewahrung der Schöpfung gab es einen Aufruf, in dem Franziskus Gretas "Join the Climate Strike" auf seine Weise aufgriff: "Dies ist die Zeit, um prophetische Handlungen zu unternehmen", schrieb der Papst. Weltweit forderten viele junge Menschen "mutige Entscheidungen", geht der Papst auf die Schülerstreiks ein und stärkt ihnen den Rücken: "Ihnen schulden wir echte Antworten, nicht leere Worte: Fakten und keine Illusionen."

Auch die Amazonas-Synode erwähnt der Papst in der jüngsten Botschaft. Es gehe darum, die Gelegenheit wahrzunehmen, "um auf den Schrei der Armen und der Erde zu antworten", gibt Franziskus die Richtung vor.

Gebetstag für die Bewahrung der Schöpfung

Er wird deutlich in seiner Botschaft zum Gebetstag für die Bewahrung der Schöpfung. Die Initative übrigens hat er in der katholischen Kirche erstmals im Jahr 2015 eingeführt, nach der Veröffentlichung seiner Umwelt-Enzyklika. Er schloss sich damit einer Aktion des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel an, das den Gebetstag bereits 1989 ins Leben rief.

Der Papst hat freilich nicht nur den Klimawandel im Sinn. "Laudato si" thematisiert etwa auch die Wasserfrage und beklagt den Verlust der Artenvielfalt als eine der Folgen langjähriger Umweltzerstörung.

Alles Themen, die sich auch am Beispiel Amazonien zeigen lassen - etwa wenn es um die Privatisierung der Wasserversorgung angeht, die der Papst in seinem Umweltschreiben kritisiert.

"Laudato si" trägt den Untertitel "Über die Sorge für das gemeinsame Haus". Diesbezüglich hat Franziskus auch im eigenen Haus weiter sensibilisiert. Angeregt durch das päpstliche Umweltschreiben stellte der Vatikan laut eigenen Angaben auf Bio-Gärtnerei um. Seit 2015 wird demnach etwa auf Glyphosat als Unkrautbekämpfungsmittel gänzlich verzichtet. Aktuell läuft ein Projekt zur wassersparenden Umrüstung von Brunnen und Bewässerungsanlagen. Durch eine gezielte unterirdische Bewässerung und Dosierung sollen 60 Prozent weniger Wasser nötig sein.

In der hauseigenen Zeitung "Osservatore Romano" stellte der Vatikan im Sommer Erfolge heraus: Zum Jahresende wolle der Vatikanstaat "plastikfrei" sein; Restbestände von Einwegplastik würden derzeit aufgebraucht, hieß es. Die Mülltrennung läuft demnach ebenfalls gut: In der ersten Jahreshälfte gab es zwei Prozent Restmüll in der vatikanischen Sammelstelle für Sondermüll. Der Vatikan hatte die Deponie 2016 eingerichtet und 2018 modernisiert. Nun sollen dort 85 der Abfallcodes aus dem europäischen Abfallverzeichnis EWC entsorgt werden können. Seit 2018 setzt der Vatikan zudem vermehrt auf Elektro- und hybridbetriebene Fahrzeuge.

Schon länger wird zudem bei der Beleuchtung auf energiesparende LED-Lampen gesetzt. Bereits unter Papst Benedikt XVI. (2005-2013) wurde das Dach der Audienzhalle mit Solarzellen gedeckt. Unter seinem Nachfolger wurde der Umweltschutz jedoch deutlich weiter forciert.


Quelle:
KNA
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