Trotz Kritik aus Rom will die katholische Kirche in Deutschland ihren Weg innerkirchlicher Reformen wie geplant fortsetzen. Nach einem zweitägigen Treffen führender Vertreter der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) in Fulda erinnerte Kardinal Reinhard Marx daran, dass die Kirche zu allen Menschen gesandt sei. "Die Kirche ist nicht für sich selber da", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag.
ZdK-Präsident Thomas Sternberg sagte, es gehe darum, Vertrauen wiederzugewinnen, "um glaubwürdig von unserem Glauben zu sprechen".
Brief an Papst Franziskus verfasst
Wie Bischofskonferenz und Katholiken-Komitee mitteilten, haben die Teilnehmer der Konferenz in Fulda einen Brief an Papst Franziskus verfasst, um ihm für dessen Schreiben vom Juni zu danken: "Wir haben uns genau angeschaut, wie Sie die Situation in Deutschland beschreiben; wir sind den Hinweisen nachgegangen, die Sie uns für unseren Weg gegeben haben; und wir haben überlegt, welche Konsequenzen wir zu ziehen haben", heißt es in dem im Internet veröffentlichten Auszug.
Man sei entschlossen, den "synodalen Weg" als einen "geistlichen Prozess" zu gestalten. Dabei sei "sowohl die Einheit der ganzen Kirche als auch die Situation vor Ort im Blick".
Veröffentlichung von vier Arbeitspapieren
Nach der Fuldaer Veranstaltung mit rund 45 Teilnehmern wurden vier Arbeitspapiere veröffentlicht: Darin geht es um die Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen. In Fulda diskutiert, aber nicht veröffentlicht wurde die Satzung für den "synodalen Weg". Dieses Papier soll die Grundlage für die Beratungen während der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz vom 23. bis 26. September ebenfalls in Fulda sein und muss auch noch vom ZdK besprochen werden.
Beide Gremien müssen der Vorgehensweise zustimmen, damit der auf zwei Jahre angelegte "synodale Weg" planmäßig im Dezember beginnen kann. In einem Brief mit Datum vom 4. September hatte der Leiter der Bischofskongregation im Vatikan, Kardinal Marc Ouellet, die deutschen Bischöfe ermahnt, sich keine Entscheidungskompetenzen für Fragen anzumaßen, die allein auf weltkirchlicher Ebene entschieden werden könnten.