Gegenentwurf von Woelki und Voderholzer für den "Synodalen Weg"

Neuer Anlauf nach Ablehnung durch die Mehrheit der Bischöfe

Im Ringen um Kirchenreformen werden die Bälle hin- und hergespielt zwischen Deutschland und dem Vatikan. Jetzt wird auch der Gegenentwurf für den "synodalen Weg" bekannt, den die Bischöfe mit Mehrheit abgelehnt hatten.

Autor/in:
Barbara Just und Gottfried Bohl
Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer (KNA)
Kardinal Woelki und Bischof Voderholzer / ( KNA )

Der von der katholischen Kirche in Deutschland geplante "synodale Weg" zur Erneuerung der Kirche sorgt noch vor seinem geplanten Start zum ersten Advent für viel Aufregung. Nachdem sich zuvor Papst Franziskus und jüngst die Bischofskongregation im Vatikan kritisch geäußert und Nachbesserungen gefordert hatten, ließ der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer am Wochenende über seine Pressestelle eine Erklärung veröffentlichen. Darin heißt es, er kritisiere nicht den Weg als solches, aber die "konkrete Gestaltung".

Was derzeit als Reform vorgeschlagen werde, sei die "Aufgabe des katholischen Profils und die Preisgabe wichtiger Elemente".

Alternativentwurf sei "eingehend diskutiert" worden

Voderholzer hatte deshalb zusammen mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki einen alternativen Entwurf zur Satzung des "synodalen Wegs" in die Diskussion eingebracht, den er jetzt veröffentlichte. Er stammt vom 26. Juli und wurde am 19. August beim Ständigen Rat vorgelegt, dem Gremium der 27 Ortsbischöfe. Dort sei die Vorlage "eingehend diskutiert", dann aber mit "21 zu 3 Stimmen (bei 3 Enthaltungen)" abgelehnt worden.

In der Erklärung vom Wochenende wird Voderholzer mit den Worten zitiert: "Dieser Entwurf entspricht dem Reformverständnis der Kirche, er richtet sich nach den Maßgaben von Papst Franziskus." Außerdem seien darin alle Punkte berücksichtigt, auf die Kardinal Marc Ouellet, der Leiter der Bischofskongregation im Vatikan, in seinem Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, kritisch hinweise. Und vor allem stelle der Gegenentwurf "genau die Herausforderungen in den Mittelpunkt aller Beratungen, vor denen die Kirche hier und jetzt wirklich steht".

Sieben statt vier Foren

Der von Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vorbereitete "synodale Weg" befasst sich in vier thematischen Foren mit den Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie Rolle der Frauen. Dagegen sieht der Gegenentwurf sieben Foren vor: Sexueller Missbrauch, Sendung der Laien im Dienst der Evangelisierung, Jugendkatechese, Ehe- und Familienpastoral, Berufungspastoral, Theologie und Religionsunterricht im Dienst der Evangelisierung sowie Spiritualität und Evangelisierung.

Wesentlich sei, dass es insgesamt gesehen um den "Primat der Evangelisierung" gehen müsse, heißt es weiter. Dazu gehöre die Bereitschaft, sich "mutig und direkt" mit den vielfältigen Dimensionen der Glaubenskrise auseinanderzusetzen. Die Autoren des Vorschlags sprechen von einer "gerechten und gleichmäßigen Besetzung aller Synodaleinrichtungen", außerdem sollten Gäste aus der Ökumene einen Beobachterstatus erhalten.

Entsprechend dem Papier habe die Synodalvollversammlung die Aufgabe, über die gestellten Themen miteinander zu beraten und Voten zu formulieren. Über diese hätten letztlich die Bischöfe kraft ihrer lehramtlichen Autorität zu beraten und könnten sie als Gesetzgeber in Kraft setzen oder nicht.

Lehramtlich bereits geklärte Themen wie etwa die Weihe von Frauen, die Papst Franziskus in Übereinstimmung mit der Lehrtradition seiner Vorgänger ablehne, blieben außerhalb der Diskussion. So würden keine unerfüllbaren Erwartungen geschürt und verhindert, "dass der Keim der Spaltung in die Partikular- und Universalkirche hineingetragen wird".

Voderholzer: Deutsche Sonderwege vermeiden 

Auch würden auf diese Weise deutsche Sonderwege vermieden, die zu einem Bruch mit der Universalkirche führen könnten. Artikel 10 des Entwurfs widmet sich der Pressearbeit. Danach sollte die Presse zur Eröffnungs- und Abschlusssitzung zugelassen werden.

Ansonsten werde sie über den jeweiligen Sachstand durch das Präsidium informiert. Alle Mitglieder müssten sich außerdem während des Konsultationsprozesses zum Stillschweigen nach außen verpflichten, um zu vermeiden "dass von außen durch die Presse eine unrechtmäßige Einflussnahme oder Druck auf die Mitglieder ausgeübt wird".

Für reichlich Gesprächsstoff ist also gesorgt. Schon in der kommenden Woche will Kardinal Marx im Vatikan "etwaige Missverständnisse" ausräumen. Und in der Woche darauf kommen die Bischöfe zu ihrer Vollversammlung in Fulda zusammen.


Quelle:
KNA