Ein brennender Kölner Dom - das ist der Alptraum eines jeden Bürgers der Stadt. Damit das Risiko für ein Feuer in der Kathedrale so gering wie möglich ist, lässt die Dombauhütte ihre Handwerker und Mitarbeiter fachmännisch schulen - so wie an diesem Montag. Gerade beim Schweißen, Bohren oder Flexen gilt höchste Vorsicht.
"Wir haben in Frankreich bei Notre-Dame gesehen, wie schnell es dann doch gehen kann mit einem Brand", sagt Hüttenmeister Uwe Schäfer. Die Brandschutzregeln seien "immer schon wichtig gewesen und gehören zum Arbeiten in der Kathedrale dazu". Das Unglück in Paris habe die Sinne aber "zusätzlich geschärft".
"Bei Feuer im Dom rennt so gut wie alles"
Die Handwerker seien ohnehin bei "gefährlichen Arbeiten mit Brandrisiko" nicht allein, so Schäfer. Schweißarbeiten seien selten, aber falls sie doch mal in luftiger Höhe am Dach oder an den Türmen "sein müssen", dann gelten strikte Verhaltensregeln. "Um die Mittagszeit etwa oder nach 15 Uhr, wenn es Richtung Feierabend geht und die Zeit für eine Nachkontrolle oder die Feuerwache nicht mehr ausreicht, dürfen keine Funken mehr fliegen." Wenn Fremdfirmen im Dom mitanpacken, müssen deren Angestellte mit den Brandschutzbestimmungen vertraut sein. Und: "Jedes Handwerker-Team muss zwingend seinen eigenen Feuerlöscher dabei haben", betont der Organisator der Dom-Arbeiten. "Sicher ist sicher."
Aber was geschieht, wenn es aus welchen Gründen auch immer dennoch zum Brand kommt? "Bei Feuer im Dom rennt so gut wie alles", sagt einer, der es wissen muss: Mark Koch. Der Brandmeister arbeitet bei der Berufsfeuerwehr Köln und gibt regelmäßig Schulungen für Betriebe.
Im Alltag ist er auf der linksrheinischen "Feuerwache 10" - und wäre bei einem etwaigen Dom-Brand mit im Einsatz. "Wenn es im Kölner Wahrzeichen einen Alarm gibt, ist nahezu die Hälfte aller Berufsfeuerwehr-Leute auf dem Sprung, um zu helfen." Vier Löschzüge mit jeweils 15 Mann Besatzung plus Einsatzleitung, Notarzt und Polizei - "ist schon eine Menge Holz". Der Dom gehöre mit Alarmstufe "Feuer 4" zu den "sensibelsten" Gebäuden in Köln.
Genau ausgeklügelter Plan
Mit einem genau ausgeklügelten Plan seien die Lösch-Experten dann in und um die Kathedrale unterwegs, erklärt Koch. "Der erste sogenannte Angriffstrupp checkt die Lage an dem Ort, wo die Brandmeldeanlage ausgelöst hat." Im Dom-Innenraum gibt es davon zwei: eine nahe der Schatzkammer und eine bei der Turmstiege. Besonders im Fokus stehen "natürlich die Werkstätten".
Einen falschen Alarm gebe es am Dom für sie nicht, so der Berufsfeuerwehrmann. Vor einiger Zeit habe dort ein Melder ausgelöst.
"Wir sind ausgerückt und es hat sich herausgestellt, dass es nur ein Wasserkocher war." Aber es gelte immer: "Lieber wir kommen fünfmal und finden kein Feuer, als einmal nicht und es fackelt alles ab."
Großbrand "sehr unwahrscheinlich"
Bei einem "solchen Szenario" sei Kommunikation alles - und zwar vom Brandhelfer, der das Feuer entdeckt, bis zum Team, das sich um die Nachsorge-Arbeiten kümmert. Die Reihenfolge sei bei jedem Brand gleich. Erstens: Leitstelle anrufen. Zweitens: sich in Sicherheit bringen. Drittens: ein eigener Löschversuch wenn möglich. Wie ein Feuerlöscher bedient sein will, lernen die Mitarbeiter der Dombauhütte in der Schulung.
Ein Großbrand wie Mitte April in Paris ist aber laut Koch und Schäfer in Köln "sehr unwahrscheinlich". Sie verweisen darauf, dass der Dom einen Dachstuhl aus Eisen und nicht aus Holz hat. Nur relativ wenige Bretter dienen als Unterbau für die Bleiverkleidung. Das Restrisiko eines Feuers scheint da eher theoretisch. Die Brandschutzexperten haben auf jeden Fall den festen Willen: "Mer losse d'r Dom en Kölle, denn do jehööt hä hin."