"Ich habe mich gefreut, weil die Situation auf den Schiffen unmöglich ist", sagte Hollerich der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Brüssel. Die derzeitige Lage gehe gegen die Menschenrechte, so der Erzbischof. Am Wochenende hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mitgeteilt, dass Deutschland ein Viertel der aus Seenot geretteten Migranten aufnehmen wolle, die vor Italien ankommen.
Zudem forderte Hollerich von den EU-Staaten mehr Einsatz für die Flüchtlinge und Migranten in den Lagern in Libyen. "Andauernde Vergewaltigungen, kein Trinkwasser, kein Wasser zum Waschen, Hautkrankheiten, Folter, Aufseher mit Maschinengewehren: Das geht nicht an der Pforte Europas", so Hollerich. "Da würde ich mir wünschen, dass der 'European Way of Life' zeigt, dass wir so etwas nicht hinnehmen können", so Hollerich.
Was bedeutet "Protecting our European Way of Life"?
Die künftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will das Migrationsressort "Schützen, was Europa ausmacht" (Protecting our European Way of Life) nennen. "Wenn 'Protecting our European Way of Life' heißt, dass wir Flüchtlinge und Migranten aufnehmen, bin ich ganz einverstanden", so Hollerich. "Wenn es aber bedeutet, die Festung Europa abzuschotten, dann kann ich nicht einverstanden sein", so der Erzbischof. Er forderte, dass auch eine Interpretation des Titels mitgeliefert werden müsse. "Wenn ich Studenten eine Aufgabe gebe und sie nur den Titel abgeben, genügt das nicht. Es braucht auch Inhalte", so der COMECE-Präsident.
Von der Leyen verteidigte den Titel unterdessen. Gemeint seien europäische Grundwerte wie Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, so die künftige Kommissionspräsidentin am Montag in der "Welt".
Am 23. September wollen die Innenminister Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Maltas und Finnlands auf Malta über einen provisorischen Verteilungsmechanismus für im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten beraten.