Bischofskonferenz und Bundesregierung setzen gemeinsame Missbrauchsaufarbeitung fort

Eckpunkte werden weiterentwickelt

Die katholische Kirche und die Bundesregierung arbeiten weiterhin gemeinsam an der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Das künftige Ziel ihrer Zusammenarbeit sollen Kommissionen zur Aufarbeitung auf Diözesanbene sein.

Kreuz in der Dunkelheit / © Amanda Carden (shutterstock)
Kreuz in der Dunkelheit / © Amanda Carden ( shutterstock )

Eckpunkte zur transparenten Aufarbeitung nach einheitlichen Standards und Kriterien sollten noch in diesem Jahr festgelegt werden, wie die Deutsche Bischofskonferenz und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, am Dienstag mitteilten. Schritte nach vorn habe es bereits "bei den Fragen der Betroffenenbeteiligung und den strukturellen Rahmenbedingungen" gegeben, hieß es.

Arbeitsgruppe "Aufarbeitung Kirchen"

Im Anschluss an die im September 2018 veröffentlichten Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie) wurde eine enge Zusammenarbeit zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs vereinbart. Im Mai 2019 fand bereits ein erstes Treffen zwischen Vertretern der katholischen Kirche in Deutschland und der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) eingerichteten Arbeitsgruppe "Aufarbeitung Kirchen" statt.

Gemeinsames Ziel ist es laut Rörig, "dass Kommissionen zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs auf der Ebene der Diözesen und mit vergleichbarer Struktur eingerichtet werden". Diesen Kommissionen sollten Betroffene, unabhängige Experten aus Wissenschaft und Fachpraxis sowie Verwaltung und Justiz angehören.

Bischof Ackermann: Zuversichtlich für weitere Gespräche

Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, zeigte sich zuversichtlich, "dass wir gemeinsam eine gute Verabredung erreichen können, die zu einer unabhängigen und umfassenden Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche beitragen wird". Die angestrebte Übereinkunft sei in dieser Form bislang ohne Vorbild in Deutschland, erklärten beide nach einer Fortsetzung ihrer Gespräche am Montag.

Unterdessen hat die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs an diesem Dienstag eine Untersuchung veröffentlicht, aus der "Erwartungen Betroffener sexuellen Kindesmissbrauchs an die gesellschaftliche Aufarbeitung", hervorgehen. Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch wünschen sich der Studie zufolge in vielen Bereichen der Gesellschaft eine bessere Aufarbeitung. Zentrale Aspekte sind dabei passende Angebote für die Bewältigung des Erlebten, die Anerkennung des Unrechts und seiner Folgen sowie Gerechtigkeit in Form eines Ausgleichs für entstandene Nachteile im weiteren Leben.

Beteiligung von Betroffenen

Aufarbeitung umfasse sowohl die individuelle Bewältigung der erlebten sexuellen Gewalt als auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Strukturen und Bedingungen, die diese Gewalt möglich gemacht und ihre Beendigung erschwert oder verhindert hätten, sagte Kommissionsmitglied Barbara Kavemann. "Die individuelle Bewältigung gelingt häufig nur, wenn eine Gesellschaft und ihre Institutionen bereit sind, sexuelle Gewalt und ihre Folgen ernst zu nehmen und Unterstützung bereitzustellen und zugänglich zu machen." Betroffene sollten zudem an der Aufarbeitung beteiligt werden.

Für die Studie des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts zu Geschlechterfragen/FIVE Freiburg wurden 419 Online-Fragebögen sowie 51 Interviews und 6 Gruppendiskussionen mit insgesamt 41 Betroffenen ausgewertet. Die Teilnehmer erwarteten von Gesellschaft und Politik etwa ausreichende und passende Hilfe und Therapie, ungehinderte Akteneinsicht sowie fachlich kompetente Begleitung. Anstatt stigmatisiert und benachteiligt zu werden, wünschten sich Missbrauchsopfer Anerkennung auf privater, rechtlicher und sozialer Ebene.


Johannes-Wilhelm Rörig / © Matthias Jung (KNA)
Johannes-Wilhelm Rörig / © Matthias Jung ( KNA )

Bischof Stephan Ackermann im Portrait während der Bischofskonferenz / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Stephan Ackermann im Portrait während der Bischofskonferenz / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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