Bei der am Samstag beendeten Tagung "Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden" in Siegburg wurde eine Fortsetzung der Gespräche vereinbart. Außerdem soll eine telefonische Anlaufstelle eingerichtet werden, "damit Betroffene sich melden und dort professionelle Hilfe und Beratung erhalten können", wie die Vorsitzende der Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK), Schwester Katharina Kluitmann, am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.
Bislang sei das Ausmaß von psychischem, geistlichem und sexuellem Missbrauch von Ordensfrauen durch Geistliche kaum in den Blick genommen worden, erläuterte die Provinzoberin der Franziskanerinnen von Lüdinghausen. Die Tagung habe vor Augen geführt, dass in Ordensgemeinschaften mitunter sowohl Täter als auch Betroffene lebten.
Konkrete Lösungen müssen noch gefunden werden
Was die Aufklärung, Ahndung und Prävention von Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden angehe, werde noch "nach konkreten Wegen und adäquaten Strukturen" gesucht. Das gelte auch für den Umgang mit Frauen als Täterinnen oder Mitwisserinnen, sagte die DOK-Vorsitzende, die auch Mitglied eines Vorbereitungsforums für die geplante Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, dem "synodalen Weg", war.
Die Leiterin der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Aurica Jax, forderte mehr Sensibilität für weibliche, erwachsene Opfer. Hier müssten sich auch Theologie und Seelsorge weiterentwickeln.
Vielfältige Stimmen kamen zu Wort
Veranstalter der Tagung in Siegburg bei Bonn waren die Deutsche Bischofskonferenz, die Deutsche Ordensobernkonferenz sowie die beiden katholischen Frauenverbände kfd und KDFB. Daran nahmen 125 Frauen teil. Zugegen waren Betroffene, Seelsorgerinnen, Theologinnen und Verantwortliche aus den Diözesen, Ordensgemeinschaften, Frauenverbänden und anderen kirchlichen Einrichtungen.
Eine der Hauptimpulsgeberinnen bei der Zusammenkunft, zu der Männer ausdrücklich nicht eingeladen waren, war die ehemalige Ordensfrau Doris Reisinger. Sie ist die Autorin von zwei Büchern, in denen sie noch unter dem Namen Doris Wagner von sexuellem und geistlichem Missbrauch während ihrer Zeit im Orden "Das Werk" berichtet.