Das ergibt sich aus dem am Dienstag in Köln und New York veröffentlichten "Bericht zur Situation der Kinder in der Welt". Die Zahlen seien "alarmierend". Trotz aller technologischen, kulturellen und sozialen Fortschritte sei eine grundlegende Tatsache aus den Augen verloren worden, sagte Unicef Exekutivdirektorin Henrietta Fore: "Millionen von Kindern ernähren sich ungesund, weil sie einfach keine andere Wahl haben." Mit knapp 50 Prozent sind vor allem im Süden Asiens überdurchschnittlich viele Kinder betroffen.
Unterentwicklung wegen Mangelernährung
Dem Bericht zufolge sind weltweit 149 Millionen Kinder unter fünf Jahren wegen Mangelernährung unterentwickelt. Das treffe vor allem Kinder in der Demokratischen Republik Kongo, in Indien, Südasien und Subsahara-Afrika. 50 Millionen Kleinkinder seien zudem unterernährt, vor allem im Süden Asiens.
Mit 340 Millionen Mädchen und Jungen leide jedes zweite Kleinkind an Defiziten wegen fehlender Vitamine und Nährstoffe, vor allem im mittleren Afrika, in Ostafrika, in Zentralasien und im Süden des Kontinents. Zudem seien 40 Millionen Kinder unter fünf übergewichtig oder fettleibig. Das betreffe Kinder auf allen Kontinenten.
Unangemessene Ernährung betrifft dem Bericht zufolge vor allem Kinder und Jugendliche in armen und benachteiligten Gemeinden. In den ärmsten Haushalten aus ländlichen Regionen nähmen nur 20 Prozent der Kinder zwischen sechs Monaten und zwei Jahren die nötige Nahrung zu sich, die für ein gesundes Wachstum und die Entwicklung des Gehirns gebraucht werde. Diese Menschen hätten zudem besonders unter Klimakatastrophen, schwindender Biodiversität und Umweltverschmutzung zu leiden - besonders in Bangladesch.
"Ernährungskrise von Kindern" bekämpfen
Fore forderte, das Verständnis von Mangelernährung und der Kampf dagegen müssten sich ändern: "Es geht nicht nur darum, dass Kinder genug zu essen haben; es geht vor allem darum, dass sie das Richtige zu essen haben", sagte sie. Das müsse als gemeinsame Herausforderung gesehen werden.
Um die "Ernährungskrise von Kindern" zu bekämpfen, fordert die Hilfsorganisation unter anderem, Familien besser über gesunde Ernährung aufzuklären. Für Lebensmittelhersteller müsse es bessere Anreize für gesunde und bezahlbare Produkte geben. Das Marketing für ungesunde Lebensmittel müsse stärker kontrolliert und korrekte, leicht verständliche Label eingeführt werden. Um gezieltere Entscheidungen treffen und Fortschritte messen zu können, müssten zudem mehr Daten zur Ernährung von Kindern erfasst und analysiert werden.
Der Bericht basiert auf Daten von Unicef, der Weltgesundheitsorganisation und der Weltbank. Zudem wurden mehr als 450 Kinder und Jugendliche in 18 Ländern zu ihren Essgewohnheiten befragt und mehr als 320 Frauen zu ihren Essgewohnheiten und der Ernährung ihrer Kinder.