"Arbeitsmigranten und -migrantinnen werden in Deutschland systematisch ausgebeutet - und die Politik schaute jahrelang dem illegalen Treiben zu", sagte der KAB-Bundesvorsitzende Andreas Luttmer-Bensmann am Donnerstag in Köln. Mit dem Vorstoß des NRW-Arbeitsministers Karl-Josef Laumann (CDU) sei endlich das zu Tage getreten, was die KAB seit vielen Jahren anprangere.
Laumann hatte zwischen Juli und September 30 der insgesamt 34 Schlachthöfe in Nordrhein-Westfalen kontrollieren lassen. Am Mittwoch gab er bekannt, dass nach einer Teilauswertung der Unterlagen bereits in 26 Betrieben teils gravierende Verstöße gegen Arbeitsschutzvorschriften festgestellt worden seien. Es gebe mehr als 3.000 Arbeitszeitverstöße.
Von Ampeln bis "roten Karten"
"Wir brauchen nicht nur eine Ampel fürs Tierwohl, sondern endlich auch eine Rote Karte für die Fleischindustrie, die mit Subunternehmen systematisch Ausbeutung von Menschen betreibt", sagte Luttmer-Bensmann. Neben stärkeren Kontrollen forderte er den Ausbau von Anlaufstellen für Arbeitsmigranten und deutlich höhere Strafen für Vergehen.
Bisher müssten Betriebe bis zu 15.000 Euro Strafe zahlen, wenn Verstöße wiederholt festgestellt werden. "Da Kontrollen nicht systematisch erfolgen, sind die Strafen für die Unternehmen Peanuts", erklärte der KAB-Bundesvorsitzende.
Luttmer-Bensmann lobte in diesem Zusammenhang das Engagement des katholischen Sozialpfarrers Peter Kossen aus Lengerich, der seit vielen Jahren auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischindustrie aufmerksam macht. Er ist einer der Nominierten für den diesjährigen Kettelerpreis, der Ende November von der KAB-Stiftung Zukunft der Arbeit und sozialen Sicherung (ZASS) verliehen wird.